Entsetzen und Unverständnis
Die Wahl des rechten Schriftstellers Jörg Bernig zum neuen Kulturamtsleiter im sächsischen Radebeul schlägt Wellen. Der Schriftstellerverband PEN forderte den 56jährigen am Montag auf, seine Position zu überdenken. Bernig sei seit 2005 Mitglied des deutschen PEN. Der Autor wird zur Neuen Rechten gezählt: Er publiziert im rechten Szeneblatt Sezession, propagiert den Verschwörungsmythos von einem »großen Plan zur Umvolkung« und veröffentlicht seine Bücher unter anderem beim neurechten Verlag Antaios.
Die Präsidentin des deutschen PEN-Zentrums, Regula Venske, erklärte nun, man wende sich »mit aller Schärfe gegen nationalistische Bewegungen, insbesondere gegen Positionen, wie sie AfD, Pegida und ähnliche Gruppierungen vertreten«. Rund 120 Menschen hatten zuvor einen offenen Protestbrief gegen Bernigs Wahl unterzeichnet. (jW berichtete am 25.5.) Zu den Erstunterzeichnern gehören auch sieben Träger des Radebeuler Kunstpreises, darunter DDR-Jazzlegende Günter »Baby« Sommer. In dem Schreiben, das vom Kulturverein Radebeul initiiert wurde, äußern die Kulturschaffenden »Entsetzen und Unverständnis« über die Wahl Bernigs. Der Schriftsteller und Literaturwissenschaftler war in der vorigen Woche vom Stadtrat, mutmaßlich mit den Stimmen von CDU und AfD, gewählt worden. (dpa/jW)
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