»Nicht akzeptabel«
Die Filmakademie in Los Angeles, die die Oscars verleiht, hat mit den nächsten Lippenbekenntnissen auf Vorhaltungen schwarzer Filmemacher reagiert. David Oyelowo, der im Film »Selma« (2015) den schwarzen Bürgerrechtler Martin Luther King spielt, hatte im Interview mit Screen International berichtet, dass er und Kollegen damals bei der Filmpremiere in New York T-Shirts mit der Aufschrift »I can’t breathe« trugen. Damit protestierten die Filmemacher gegen die Tötung des Afroamerikaners Eric Garner im Juli 2014 bei einer Polizeikontrolle in New York. Garners letzte Worte – »I can’t breathe« (»ich kann nicht atmen«) – waren zu einer Parole der »Black Lives Matter«-Bewegung geworden. Wie Schauspieler Oyelowo jetzt erklärte, beschwerten sich nach der Premiere Mitglieder der Academy bei den Filmproduzenten über die Protestaktion und erklärten verärgert, sie würden bei den Oscars jedenfalls nicht für »Selma« stimmen. »Wahre Geschichte«, pflichtete Regisseurin Ava DuVernay ihrem damaligen Hauptdarsteller auf Twitter bei, woraufhin die Filmakademie im Namen ihrer gut 9.000 Mitglieder Besserung versprach: »Ava & David, wir verstehen euch. Nicht akzeptabel. Wir bemühen uns um Fortschritt«, twitterte der Verband am Freitag (Ortszeit). »Selma« war 2015 in den Sparten »Bester Film« und »Bester Song« (»Glory«) nominiert worden. Später geriet die Akademie unter dem Hashtag »OscarsSoWhite« unter Druck, weil Nichtweiße bei der Verleihung der Preise traditionell übergangen werden. »I can’t breathe!« rief auch der 46jährige George Floyd, als er am 25. Mai in Minneapolis Opfer rassistisch motivierter Polizeigewalt wurde. (dpa/jW)
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