Lebensnerv der Liberalen
Ein offener Brief gegen ein »intolerantes Klima« in der westlichen Diskussionskultur hat in den USA für einigen Wirbel gesorgt. Zu den Unterstützern der vorsichtig formulierten Bedenken gegenüber identitätspolitischen Exzessen oder solchen der politischen Korrektheit gehören namhafte Autoren wie Margaret Atwood, Noam Chomsky, J. K. Rowling und Daniel Kehlmann. Insgesamt drücken mehr als 150 Unterzeichner in dem Brief, der in der Onlineausgabe des Harper’s Magazine veröffentlicht wurde, einerseits ihre Unterstützung für die aktuellen Proteste gegen Polizeibrutalität und Rassismus in den USA aus. Gleichzeitig kritisieren sie, dass »der freie Austausch von Informationen und Ideen, der Lebensnerv einer liberalen Gesellschaft, mit jedem Tag immer mehr eingeengt wird«. Initiiert wurde das Schreiben von Autor Thomas Chatterton Williams. »Es ist eine Verteidigung dessen, dass Menschen frei sprechen und denken können, ohne Angst vor Strafe oder Vergeltung haben zu müssen, eine Verteidigung des Rechts, anderer Meinung zu sein, ohne sich um seine Arbeitsstelle sorgen zu müssen«, sagte Williams der New York Times. Im Internet schlug dem Brief viel Kritik entgegen. Zahlreiche Menschen warfen den Unterzeichnern vor, zu dünnhäutig zu sein und Angst vor dem Verlust von Privilegien und Relevanz zu haben. Andere Menschen stießen sich an einzelnen Unterzeichnern – allen voran »Harry Potter«-Autorin Rowling, die zuletzt mit kritischen Kommentaren über Transgender-Menschen für heftige Proteste gesorgt hatte. (dpa/jW)
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