Lange Tage
Der Schriftsteller Juan Marsé ist tot. Marsé, der als Autor des »kleinen Mannes«, der Arbeiter und Außenseiter galt, starb am späten Samstag abend im Alter von 87 Jahren in seiner Heimatstadt Barcelona, dem Hauptschauplatz seiner Romane. Er galt als einer der größten spanischen Erzähler der Gegenwart. 2008 erhielt er den Cervantes-Preis, die wichtigste literarische Auszeichnung in der spanischsprachigen Welt. Marsé beschrieb das Barcelona der Franco-Diktatur, eine graue Industriemetropole, trist und teilweise zerstört von faschistischen Luftbombardements von 1938. Seine Figuren waren Verlierer und Ausgestoßene: kleine Ganoven, Prostituierte, Herumtreiber oder auch dekadente Bourgeois. Mit »Letzte Tage mit Teresa« (dt. 1988) schaffte er 1965 den Durchbruch, in den 90er Jahren folgte der internationale Ruhm. Der Autodidakt schrieb seinen ersten Roman während seines Militärdienstes. Anfang der 60er Jahre zog der Franco-Gegner für vier Jahre nach Paris, wo er mit spanischen Kommunisten zusammenkam. Während der Diktatur wurden seine Werke zensiert, so dass Marsé sie zeitweise in Mexiko veröffentlichen musste.(dpa/jW)
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