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Aus: Ausgabe vom 10.08.2020, Seite 11 / Feuilleton
Corona

Ein bisschen Spaß

Anhänger rechter Verschwörungskulte jeder Couleur zu blamieren ist eine der Lieblingsbeschäftigungen staatstragender Liberaler, denen freilich auch nicht viel anderes übrig bleibt, sind ihnen praktische Antifaarbeit (»Terrorismus«) oder politische Aufklärung (»Totalitarismus«) ja aus diversen Gründen Tabu. Schaut mal, wie doof ihr seid, heißt es dann etwa, wo sollen denn die ganzen Echsenmenschen im Innern der Erde wohnen, wenn die doch eine Scheibe ist? Derlei Bemühungen bleiben zwar meist ziemlich fruchtlos, aber wenigstens wird man gut unterhalten.

Deshalb wird auch der Auftritt des Kabarettisten Florian Schroeder bei der Corona-Spinner-Demo am Samstag in Stuttgart vor allem für seine Ulkigkeit in Erinnerung bleiben, nicht, weil sich die paar hundert »Querdenker« ob seiner Ansprache spontan zur Vernunft bekehrt hätte. Aber hübsch ist es natürlich dennoch, in einem Video, das Schroeder von seiner Ansprache online stellte, die Menge auf die Frage »Wollt ihr die totale Meinungsfreiheit?« ein inbrünstiges »Ja« brüllen zu hören. Woraufhin Schroeder bekennt: »Ich bin der Auffassung, dass Corona eine hochgefährliche, ansteckende Krankheit ist, und ich bin der Überzeugung, dass Maskentragen und Abstandhalten das Wichtigste und Beste ist, was wir in diesen Tagen tun können.« Auf die erwartbaren Buhrufe antwortet der bestechende Logiker: »Wenn ihr für Meinungsfreiheit seid, müsst ihr meine Meinung aushalten.«

Genatzt, hätte man da früher auf dem Schulhof gesagt und sich auf die Knie geklopft (oder dem anderen gleich auf den Hinterkopf). Na ja, ein bisschen Spaß muss bekanntlich sein, und die standhaften Stuttgarter Demonstranten um Initiator Michael Ballweg machen es einem auch zu einfach. Der hat derweil schon den nächsten Starredner eingeladen. Für die zweite, diesmal bestimmt 2,6 Millionen Menschen fassende Berliner Großdemo gegen den Gesundheitszwang am 29. August wünscht er sich niemand anderen als US-Präsident Donald Trump. Da er noch keinen Krieg begonnen habe, sei er der Richtige, um zum Thema »Frieden« zu sprechen. Vielleicht lässt sich der Mann im Oval Office ja erweichen, die Einladung erfolgte schließlich offiziell über Twitter. Na, das wird ein Spaß. (pm)

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