Kam ein kleiner Teddybär … Zum Tod von Ursula Böhnke-Kuckhoff
Von Katrin Schrader»Bummi, Bummi, brumm, brumm, brumm« – wer in der DDR aufgewachsen ist, kennt dieses Lied. Es wurde in jedem Kindergarten gesungen und zaubert noch heute manchem ein Lächeln ins Gesicht.
Den gelben Bären Bummi und die nach ihm benannte Zeitschrift für Vorschulkinder erfand 1956 die 29jährige Ursula Böhnke-Kuckhoff, die damals noch Werner hieß. 1957 erschien die erste Ausgabe mit 500.000 Exemplaren im Verlag Junge Welt. Ursula Böhnke-Kuckhoff, selbst Mutter von fünf Kindern, blieb bis zum Ruhestand Chefredakteurin. Ihre Geschichten von Bummi und seinen Freunden orientierten sich am Alltagsleben. Bummi machte die Kinderwelt bunter, gab Spielideen, tröstete bei Kummer und half bei der Vorbereitung auf die Schule. Anfangs illustrierte Ingeborg Meyer-Rey die Geschichten und gab dem Teddybären sein Gesicht, das später bei anderen Zeichnern einige Verwandlungen durchmachte. Beim ersten Preisausschreiben der Zeitschrift erreichten 150.000 Zuschriften die Redaktion. Die kleinen Redaktionsräume waren in den folgenden Jahren oft bis zur Decke vollgestopft mit liebevoll gestalteten Exponaten für Aktionen wie: »Mein zweites Sonntagskleid für Vietnam«. Bei der Hilfsaktion für Flüchtlingskinder aus Namibia in Angola übergab die Chefredakteurin selbst die Spenden ihrer Leser, fast eine Million Kuscheltiere, die in einem Container in das weit entfernte Land verschifft wurden.
Neben dem monatlichen Bastelbogen gab es den »Eltern-Bummi«, der Ratschläge zur Erziehung enthielt. Pädagogen, Psychologen und Ärzte diskutierten über Themen, die die in der DDR meist sehr jungen Eltern bewegten. Einmal im Jahr wurde der von Kindern gefertigte Orden »Goldene Kindersonne« an Menschen vergeben, die von den Lesern vorgeschlagen worden waren. Autoren, Illustratoren, Komponisten, aber oft auch Erzieherinnen oder andere, die Gutes für Kinder getan hatten, wurden damit ausgezeichnet. Jedes Kind, das Bummi abonniert hatte, bekam Grüße zum Geburtstag und zur Einschulung. Später erfand Ursula Böhnke-Kuckhoff den »Oma-Opa-Tag«, der noch heute in vielen Kitas gefeiert wird. Neben ihrer redaktionellen Tätigkeit schrieb sie Kinderbücher, wie »Bummi am Nordpol«, »Bummi in Afrika«, »Die Prinzessin und der Regenbogen«, »Die doppelte Mama« und andere.
Nach 1989, bereits im Ruhestand, erzählte sie noch viele Jahre vom gelben Bären aus der Stadt Huxlipux, die Zeitschrift Bummi gibt es heute noch. Im Blog »Huxlipux« schrieb Ursula Böhnke-Kuckhoff bis in die letzten Jahre Texte für Kinder. Am 7. August ist sie im Alter von 93 Jahren gestorben.
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