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Volle Lohnfortzahlung ab dem vierten Tag

Unternehmer und IG Bau einigten sich beim Tarifstreit

An den ersten drei Krankheitstagen werden künftig nur 80 Prozent des Lohnes gezahlt. Ab dem vierten Tag erhalten Bauarbeiter dann die volle Lohnfortzahlung. Darauf einigten sich die Verhandler nach mehrmonatigem Tarifstreit in der Baubranche am Freitag in Frankfurt am Main. Wie der Vizepräsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie und Verhandlungsführer der Unternehmer, Wilhelm Küchler, mitteilte, würden dadurch jährlich 400 Millionen Mark eingespart. Aus der Kürzung des zusätzlichen Urlaubsgeldes ergäben sich weitere 275 Millionen Mark. Beim 13. Monatsgehalt sei es bei der bereits im Schiedsverfahren vereinbarten Kürzung auf 77 Prozent geblieben. Im Schiedsverfahren war ebenfalls festgelegt worden, daß Bauarbeiter in den ersten drei Krankheitswochen nur 80 Prozent Lohn erhalten sollen. Zwar sei der Schiedsspruch des CDU-Politikers Heiner Geißler aus Unternehmersicht Küchler zufolge »annahmefähig« gewesen. Man habe jedoch einen drohenden Arbeitskampf verhindern wollen. So seien alle Möglichkeiten genutzt worden, die Personalzusatzkosten zu entlasten.

Geißler, der mit seinem Schlichterspruch am Montag am Veto der IG Bauen-Agrar-Umwelt (Bau) gescheitert war, bewertete das Ergebnis als positiv für beide Tarifparteien. So stünden Bauarbeiter künftig bei der Lohnfortzahlung nicht schlechter da als Arbeiter anderer Branchen. Und zugleich habe man die Lohnnebenkosten für die Unternehmer deutlich senken können.

Für die ostdeutschen Baubeschäftigten haben die Tarifgespräche jedoch über die Lohnfortzahlung hinaus zu kaum einem Ergebnis geführt, kritisierte der Ostvertreter in der Verhandlungsrunde, Andreas Stepp-huhn. Mit ihrer »starren Haltung« hätten die Bauunternehmerverbände tarifpolitische Lösungen für den Osten blockiert. Die Forderung nach einer flächendeckenden Pauschalabsenkung des Lohnniveaus im Osten und das Beharren auf einem Angleichungsstopp sowie einer Nullrunde 1997 erweckten Stepphuhn zufolge den Eindruck, der Osten solle langfristig von der Tarifentwicklung im Westen abgekoppelt werden.

Die Große Tarifkommission der IG Bau hat der Einigung mit denUnternehmern dennoch am Freitag mit großer Mehrheit zugestimmt.

ddpADN/jW

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