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Aus: Ausgabe vom 17.09.2020, Seite 11 / Feuilleton
Lenin-Mausoleum

Nicht in diesem Leben

Man kann es ja mal versuchen. Am Wochenende musste der russische Architektenverband nach 24 Stunden eine Ausschreibung von seiner Webseite nehmen, die um die Einsendung von Ideen zur Umgestaltung des Lenin-Mausoleums auf dem Roten Platz aufgerufen hatte. Wie könnte das Gebäude aussehen, wenn nicht mehr der große Revolutionär und Gründer der Sowjetunion darin aufgebahrt läge, so die Frage der Ausschreibung. Die Architekten zogen alle Register und erklärten, dass Lenins Leichnam »im Mausoleum auf dem Roten Platz in Moskau im Herzen des Landes, das seine historischen Fehler der Vergangenheit erkannt hat, nicht im Einklang mit modernen Ideen der Darstellung ›ewiger Erinnerung‹ steht und sowohl die russisch-orthodoxe Tradition als auch den Willen Lenins selbst verletzt«. Statt Ideen hagelte es Kritik und Beschimpfung. Der KP-Vorsitzende Gennadi Sjuganow sprach von einer »dreckigen Provokation«. Der Vorsitzende des Architektenverbands, Nikolai Schukamow, sagte, er habe »seit langem nicht mehr so viel Negativität erfahren«. Wann der gute Lenin nun vom Roten Platz komme? »Nicht in diesem Leben«, zeigt sich Schumakow sicher. »Ich brauche jetzt erst einmal einen Fünfjahresplan, um mich zu erholen.« (jW)

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