Benjamins Kinderbücher
Die Kinderbuchsammlung Walter Benjamins, der sich vor 80 Jahren auf der Flucht vor den Nazis an der französisch-spanischen Grenze das Leben nahm, soll restauriert werden, wie die Goethe-Uni in Frankfurt am Main in dieser Woche mitteilte. Sie hatte die 204 Bücher in den 1980er Jahren Benjamins Erben abgekauft. Der Philosoph habe »die Bücher seiner eigenen Kindheit mit bescheidenen Mitteln zu einer Sammlung ausgebaut«, erklärte die Bibliothek für Jugendbuchforschung, die die Werke in einem Stahlschrank aufbewahrt. Es handelt sich vorwiegend um illustrierte Texte aus dem 19. Jahrhundert: Ausgaben der Grimmschen Kinder- und Hausmärchen, Märchenbücher von Wilhelm Hauff und Charles Perrault, außerdem sogenannte Verwandlungsbilderbücher, darunter ein besonders seltenes von Christian Gottfried Heinrich Geißler aus dem Jahr 1815. Die Bücher sind stark benutzt, zum Teil beschädigt. Zunächst sollen nun, sofern notwendig, das Papier entsäuert und die Buchkanten stabilisiert werden. Geplant sind eine Ausstellung, ein Symposium und die umfassende Digitalisierung. Damit sollen die Bücher der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Denn: »Wenn es irgendein Gebiet auf der Welt gibt, wo das Spezialistentum immer wird versagen müssen, so ist es das Schaffen für Kinder«, so Benjamin in seinem Rundfunkvortrag »Kinderliteratur« (1929). (jW)
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