Ein Zuhause
Der Abriss eines historischen Kinos in der afghanischen Hauptstadt Kabul hat scharfe Kritik ausgelöst. Filmschaffende sind über die Entscheidung der Stadtverwaltung empört. »Wir haben nicht nur einen kulturellen Raum, sondern auch einen historischen Ort verloren«, sagte die Filmproduzentin Roya Sadat der dpa am Dienstag. Am Wochenende hatten die Abrissarbeiten an dem Kino begonnen. Die Filmemacherin Sahra Karimi hatte das Gelände zeitweise besetzt und gegen die Zerstörung mit einem Hungerstreik protestiert, wurde aber von Polizisten abgeführt. Der bekannte Schauspieler Salim Schahin sagte Journalisten vor den Trümmern: »›Cinema Park‹ war ein Zuhause für viele Afghanen.« Das vor 60 Jahren eröffnete Kino sei eines der beliebtesten in Kabul gewesen. Afghanistans Vizepräsident Amrullah Saleh begründete den Abriss auf seiner Facebook-Seite damit, dass das Kino baufällig gewesen sei. Die Stadtverwaltung erklärte, bereits Pläne für ein neues Kulturzentrum zu haben. Es gibt jedoch auch Unterstützung für den Schritt: »Es war ein Ort für Drogensüchtige und Glücksspiel«, sagte etwa ein Anwohner. Nur noch wenige Leute seien zu den Filmvorstellungen gegangen. »Wir haben Angst vor Anschlägen, dass wir getötet werden könnten, wenn wir ins Kino gehen.« (dpa/jW)
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