Gib mir fünf Streams
Ab dem heutigen Dienstag wird der Europäische Filmpreis verliehen, der sich als Pendant zum Oscar versteht. Das Zeremoniell wird anders ablaufen als gewohnt. Eine Gala in Island wurde wegen der Pandemie abgesagt, statt dessen sind Livestreams aus Berlin geplant. An fünf aufeinanderfolgenden Abenden soll der Preis in den verschiedenen Kategorien verliehen, am Sonnabend zum Abschluss der beste europäische Film des Jahres prämiert werden.
Nominiert sind da auch zwei deutsche Produktionen, zum einen Christian Petzolds »Undine«, der die romantische Erzählung über eine Nixe in die heutige Zeit verlegt. Die Schauspieler Paula Beer und Franz Rogowski interpretieren die Hauptrollen recht ansehnlich, die Erzählung aber ist sprunghaft, spröde und überbordend. Das Hauptproblem benannte Peer Schmitt in seiner Rezension in jW vom 2. Juli: »Ohne ein Konzept von Fortschritt gibt es natürlich auch keine Emanzipation in und von der Liebe, der immer noch romantischen.« Die zweite deutsche Nominierung für den Hauptpreis ist »Berlin Alexanderplatz«. Auch Regisseur Burhan Qurbani hat den Literaturklassiker von Alfred Döblin ins heutige Berlin verlegt; zeigt Flüchtlingsunterkünfte und Bordelle in rauschhaften Bildern.
Vier weitere Filme sind in der wichtigsten Kategorie nominiert: »Another Round« (»Der Rausch«) des dänischen Regisseurs Thomas Vinterberg, »Corpus Christi« von Jan Komasa, »Martin Eden« von Pietro Marcello und »The Painted Bird« von Vaclav Marhoul. Die ersten drei sind die Filme mit den meisten Nominierungen in diesem Jahr. Auf den Preis für die beste Schauspielerin kann neben Paula Beer (»Undine«) auch Nina Hoss (»Schwesterlein«) hoffen. Nur die Nominierten aus Deutschland waren hierzulande bisher in den Kinos zu sehen. Wann die anderen Filme auf die Leinwände kommen, ist unklar. Vor Mitte Januar jedenfalls nicht. (dpa/jW)
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