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Aus: Ausgabe vom 10.12.2020, Seite 11 / Feuilleton

Biosoph Rolf Löther gestorben

Am Dienstag starb, wie jW von der Familie erfuhr, der 1933 geborene Biophilosoph – oder »Biosoph«, wie er von Friedrich Herneck genannt wurde – Rolf Löther. Der Schüler von Ernst Bloch und Hermann Ley war maßgeblich daran beteiligt, den Lyssenkoismus in der DDR zurückzudrängen sowie Gregor Mendel und besonders den Vollender des klassischen Darwinismus, August Weismann, zu rehabilitieren.

Löther leistete grundlegende Arbeit bei der historisch-dialektischen Analyse der »Beherrschung der Mannigfaltigkeit«, so der Titel seines wissenschaftlichen Hauptwerkes zur biologischen Systematik von 1972. In einer Festschrift zu seinen Ehren wurde 2010 von den US-amerikanischen Wissenschaftsphilosophen David L. Hull (1935–2010) und Michael T. Ghiselin anerkannt, dass Löther noch vor ihnen biologische Arten als Individuen im philosophischen Sinne (bzw. Biosysteme) begründete. Bis dahin wurden Arten als abstrakte Kategorien (Klassen) behandelt.

Neben der Philosophie und Geschichte der Biologie waren philosophische Probleme der Medizin und des Naturschutzes Schwerpunkte seines Werkes. Auch in Westdeutschland wurden die Publikationen des »roten Rolf«, der seit 1981 als Professor an der Akademie der Wissenschaften der DDR forschte, eifrig studiert; nach der Abwicklung der AdW 1991 wurde er nicht mehr gebraucht, ein Projektantrag bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft wurde abgelehnt. Löther arbeitete, u. a. als Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften, unermüdlich weiter; sein letzter Beitrag wurde im 2016 im »Marx-Handbuch« von Michael Quante publiziert. (aw)

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