Unverzichtbar!
Seit etwas mehr als 25 Jahren kämpfen wir nun mit unserem Verlag 8. Mai und der Genossenschaft LPG junge Welt eG für Erhalt und Weiterentwicklung einer marxistisch orientierten Tageszeitung, die vor fast 74 Jahren von Kommunisten und anderen Antifaschisten gegründet wurde. Und das ist erstaunlich gut gelungen: Den Bestand an verkauften Einheiten konnten wir in den letzten 25 Jahren positiv entwickeln. Alle anderen Verlage, die überregionale Tageszeitungen herausgeben, mussten in dieser Zeit dramatische Verluste hinnehmen und finden bis heute keinen Ausweg aus der Krise. Sie kürzen Zeitungstitel und Zahl der Beiträge, blasen die verbliebenen kräftig auf – auch so lässt sich Geld sparen. Der Nutzwert der Blätter sinkt, denn ähnliche Texte findet man zuhauf und gratis im Internet. Weil aber gleichzeitig Abo- und Einzelverkaufspreise in die Höhe getrieben werden, geht das Konzept nicht auf. Das Ende der gedruckten Tageszeitung sei nah, schlussfolgern die Medienmanager. Auf die Idee, dass sie selbst den Ast absägen, auf dem sie sitzen, kommen sie nicht.
Unverwechselbar
Das Konzept der jungen Welt sieht anders aus. Zum einen soll eine unverwechselbare Zeitung täglich beweisen, dass diese Art der Information und Analyse in keinem anderen Medium zu finden ist. Für jene, die ihren persönlichen Horizont über eine linke, marxistisch orientierte, aber von Parteien unabhängige Tageszeitung erweitern wollen, ist die junge Welt (trotz ihrer Schwächen) deshalb unverzichtbar. Darüber hinaus aber setzen wir unsere Kreativität und die erkämpften Spielräume auch in anderen Bereichen ein. Etwa für die eigene Kulturzeitschrift Melodie & Rhythmus oder eine alljährlich organisierte internationale Konferenz. Wir unterstützen unsere kubanischen Genossinnen und Genossen beim Verbreiten der deutschen Ausgabe der Granma Internacional, gestalten eine kleine, aber sehr feine Buchedition mit Werken von W. I. Lenin bis Lea Grundig, bauen eine linke Kunstsammlung auf, um nur einige Beispiele zu nennen. Mit diesem Konzept ist es uns selbst in schwierigen Zeiten wie im vergangenen Jahr gelungen, die Aboauflage leicht zu steigern. Diese Entwicklung ist aber auch dringend nötig, um extrem wachsende Kosten auch ohne drastische Preiserhöhungen decken zu können. Und weil die Zahl der verkauften Zeitungen (vor allem der Abonnements) darüber entscheidet, welche Spielräume zur Verfügung stehen, wird der Kampf um zusätzliche Abonnements auch 2021 im Mittelpunkt unserer Aktivitäten stehen.
Was wir 2021 vorhaben
Dabei bleibt es aber nicht. So wollen wir im neuen Jahr Grundlagen für ein professionelles junge Welt-Fotoarchiv aufbauen. Wir besitzen viele historische Fotos, zudem vermachten uns Fotografen ihre Sammlungen und Bildrechte. Diese Schätze wollen wir zunächst digitalisieren, verschlagworten und so ablegen, dass sie endlich für die laufende Arbeit von junge Welt und Melodie & Rhythmus effektiv genutzt werden können. Im Jahr 2021 steht zudem ein kleiner Relaunch unserer gedruckten Ausgabe an, der etwa die Einführung einer Wissenschaftsseite vorsieht. Größere Veränderungen planen wir für unsere digitale Ausgabe. Sie soll lesefreundlicher und aktueller werden. Auch der Start einer jW-App ist vorgesehen. Komplett umstrukturiert wird unsere jW-Ladengalerie: Wir verabschieden uns vom Vollsortiment, künftig werden vor allem die wichtigsten Bücher unserer Autoren angeboten. Ausgebaut werden soll dafür unsere Galerietätigkeit. 2021 wird erneut der junge Welt-Fotowettbewerb ausgeschrieben. Seit 2020 führen wir diesen komplett in Eigenregie durch, um noch stärker auf eigene Inhalte setzen zu können. Geplant ist zudem der Aufbau einer Kommunikationsabteilung, um Kontakte zur Leserschaft, aber auch mit anderen Medien und Bündnispartnern zu vertiefen, auch auf internationaler Ebene.
Die Umsetzung dieser Pläne soll uns helfen, eine noch bessere Zeitung zu machen. Deshalb werden wir uns 2021 mit sonstigen Aktivitäten und Veranstaltungen etwas zurückhalten. Zwei wichtige Projekte haben wir aber trotzdem schon angeschoben: So wird unter der Federführung von Melodie & Rhythmus Anfang Mai eine große Veranstaltung zum 100. Geburtstag des Dichters Erich Fried (1921–1988) in Berlin durchgeführt. Ebenfalls im Mai findet der Höhepunkt der von uns initiierten europaweiten Solidaritätskampagne »Unblock Cuba« statt. Beide Projekte werden auf der XXVI. Internationalen Rosa-Luxemburg-Konferenz am kommenden Sonnabend vorgestellt. Sie kann weltweit kostenlos unter www.jungewelt.de/rlk mitverfolgt werden. Trotz Corona können so linke Kräfte auch 2021 voller Kraft und Zuversicht ins neue Jahr starten.
Verlag, Redaktion und Genossenschaft
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!
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