Saftige Preiserhöhung beim ND
Berlin. Zum 1. Januar 2021 wurden die Abopreise beim ND (Neues Deutschland) erneut angehoben. Die Erhöhung war in der Ausgabe vom 30. Dezember angekündigt worden. Mit Beginn der Coronakrise hatte das Print- und Onlinemedium, das ökonomisch zum Umfeld der Linkspartei gehört, die Seitenzahl der werktäglichen Ausgabe erneut reduziert. »Aber wir bitten schon mal um Verständnis, wenn sich dies über einen längeren Zeitraum noch hinziehen kann. Und bitten Sie um Solidarität und Verständnis dafür, dass wir keine preislichen Anpassungen im Abo nach unten vornehmen können«, hieß es dazu im ND vom 28. März 2020.
Die Anpassung der Abopreise erfolgte nun nach oben. Am 30. Dezember schrieben das Mitglied der Chefredaktion Wolfgang Hübner und Geschäftsführer Matthias Schindler unter anderem: »Das ND ist eine Zeitung, die von ihren Leserinnen und Lesern und ihren Abos finanziert wird. Um in einem schwierigen Umfeld das ND weiter zuverlässig herstellen zu können und seine Zukunft zu sichern, müssen wir einen Teil der Abopreise etwas erhöhen. So wird das normale Monatsabo statt bisher 49,90 Euro ab Januar 52 Euro kosten. Der Preis für das Wochenendabo steigt von 15 auf 17 Euro.« Das entspricht in zweifacher Hinsicht nicht ganz der Wahrheit: Die Abopreise werden nicht nur zum Teil erhöht, sondern nahezu komplett. Und das nicht nur »etwas«, sondern recht saftig, besonders in der niedrigsten Preisklasse: Beim Printabo ist der Sozialpreis am stärksten betroffen (plus 2,10 Euro), beim Onlineabo steigt er sogar von 15 auf 20 Euro. Auch beim Einzelverkaufspreis langt der ND-Verlag kräftig zu: Die Wochenendausgabe kostet künftig 3,50 Euro (plus 40 Cent), nur der Verkaufspreis für die Ausgabe von Montag bis Freitag am Kiosk bleibt von einer Preiserhöhung vorerst verschont.
Es ist ein allgemeiner Trend in der Tageszeitungsbranche, dass sinkende Abo- und Einzelverkaufsauflagen regelmäßig durch exorbitante Preiserhöhungen beantwortet werden. Damit aber sägen die Zeitungshäuser den Ast ab, auf dem sie sitzen. Das weiß auch Matthias Schindler, der noch im Mai 2018 zur Branchenentwicklung angemerkt hatte: »Die steigenden Bezugspreise erhöhen jedoch die Einstiegshürde in ein Print-Zeitungsabo und schließen so objektiv potentielle Kunden vom Bezug aus.« Offensichtlich sind die Tage der gedruckten täglichen Ausgabe des Neuen Deutschland gezählt. (jW)
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