Fliegende Matratzen?
Von Andreas MüllerTitisee-Neustadt. Im Schwarzwald gehen die Kuckucksuhren anders. Diskriminierung von Frauen, MeToo-Debatte, Sexismus? Alles Schall und Rauch beim Weltcup der Skispringerinnen am vergangenen Wochenende in Titisee-Neustadt. Ein Blick auf die Leibchen mit den Startnummern ließ erschauern. Da stand in großen Lettern: »Wir sind Matratze.« Der verantwortliche Sponsor – Hersteller solcher Unterlagen – zeigte sowenig Feingefühl wie die Veranstalter und Organisatoren. Medien interessierten sich nicht für die Entgleisung, die Athletinnen blieben stumm. Bei den Springerinnen aus Japan mochte die Zurückhaltung wegen der Sprachschwierigkeiten angehen, doch dass die Starterinnen aus Österreich oder vom Deutschen Skiverband (DSV) die Lätzchen brav überstreiften? Vermutlich wollte sich keine der Sportlerinnen Ärger mit einem wichtigen Sponsor einhandeln. Oder mit den Funktionären. Die Springerinnen wollen ja demnächst durchsetzen, dass Frauen, endlich gleichberechtigt mit den Männern, von den allergrößten Schanzen springen. Und möglicherweise wurden dafür Machosprüche billigend in Kauf genommen. Gewonnen hat am Sonntag übrigens Marita Kramer (Österreich) vor Sara Takanashi (Japan) und Silje Opseth (Norwegen), beste DSV-Akteurin war Katharina Althaus auf Rang zwölf.
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