Gegen Lohnminus NGG mobilisiert Belegschaft im Südwesten
Von Oliver RastSie nennen es ein »Magerangebot«, die Aktiven der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) der Region Saar. Die Unternehmensbosse hatten in der ersten Verhandlungsrunde der Nährmittelindustrie Ende April für das Tarifgebiet Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland ein Lohnplus von 1,7 Prozent angeboten. Und eine nicht näher bezifferte Coronaprämie. Das empörte Beschäftigte und NGG gleichermaßen.
»Wer unter harten Bedingungen mit zusätzlicher Coronaschutzausrüstung arbeitet, darf so nicht abgespeist werden«, sagte Mark Baumeister, regionaler NGG-Geschäftsführer, am Montag gegenüber jW. »Die knapp 7.000 Beschäftigten in der Nährmittelindustrie Südwest haben in der Coronakrise unsere Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln gesichert«, betonte er. Den Betrieben gehe es gut, die Umsätze stiegen oft.
Hinzu kommt, dass das »Arbeitgeberangebot« unter der im Jahresschnitt zu erwartenden Inflationsrate liegt. Die Folge: Reallohnverlust für die Kolleginnen und Kollegen. Die Tarifkommission der NGG forderte fünf Prozent mehr Gehalt bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten. Dabei soll es bleiben. Deshalb riefen Gewerkschaft und Betriebsrat vor den beiden saarländischen Standorten der Nestlé Wagner GmbH am vergangenen Mittwoch abend die rund 1.700 Beschäftigten zum Warnstreik auf. Gezielt dort, denn »in den Nestlé-Betrieben haben leitende und außertariflich Angestellte bereits eine Entgelterhöhung von im Schnitt 2,5 Prozent erhalten«, weiß Baumeister. Damit drohe eine Zweiklassengesellschaft in der Belegschaft.
Am kurzen Warnstreik nahmen etwa 450 Beschäftigte teil. Eine gute Quote und erfolgreiche Mobilisierung. Nun gehe es um eine noch bessere Organisierung der Belegschaft in der NGG. Nach einem potentiellen Tarifabschluss sollen ferner Gewerkschaftsmitglieder Vorteile haben. Das ist aus NGG-Sicht eine Frage der Solidarität. Organisierte Gewerkschafter kämpfen an vorderster Front – für alle Beschäftigten, die von errungenen Tarifabschlüsse profitieren. Klar ist aber: Eine Spaltung bei der Entgeltentwicklung unterschiedlicher Beschäftigtengruppen mache die Gewerkschaft nicht mit, sagte Baumeister.
Die Tarifgespräche werden nach jW-Informationen in Kürze fortgeführt. Der Termin für die zweite Runde am vergangenen Freitag fiel aus. Verhandlungsführer der Gegenseite sagten kurzfristig krankheitsbedingt ab. So oder so: »Für uns bleibt genug Zeit, um unsere Kräfte weiter zu bündeln«, versicherte der NGGler Baumeister.
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