Wer ist morgen dran?
Die Bestellungen in den letzten drei Wochen haben es gezeigt: Fast 400 Menschen haben den skandalösen Vorgang als solchen erkannt und unterstützen die junge Welt ganz praktisch mit einem Abo. Da möchte man meinen, dass deutsche Medien ebenso umsichtig sind und die Drangsalierung der Tageszeitung junge Welt als mögliches Einfallstor für verschärfte Kontrolle aller Medien in diesem Lande erkennen. Auch bürgerliche Journalisten müssten aufschreien unter dem Damoklesschwert der Kontrolle durch einen unkontrollierbaren Geheimdienst. Doch der Reihe nach.
Die Meldung über die Beobachtung einer Tageszeitung durch Regierung und Verfassungsschutz wegen ihrer nicht genehmen politischen Linie fand in deutschen Tages- und Regionalzeitungen oder Funkanstalten bisher wenig Beachtung. Um so mehr Interesse zeigten ausländische Medien: Der russische Sender RT deutsch gab den Vorfall in Kürze wieder und schob ein Interview mit jW-Chefredakteur Stefan Huth hinterher. Über den Vorgang berichtet wurde darüber hinaus etwa im britischen Morning Star, der spanischen El Salto Diario und den ungarischen Nachrichtenportalen Muon und Merce. Die sozialistische Zeitung Vorwärts aus der Schweiz publizierte den jW-Appell für Pressefreiheit in Solidarität, und auch die Wochenzeitung Solidair der belgischen Marxisten machte auf den unglaublichen Vorgang aufmerksam, um nur einige Auslandsmedien zu nennen. Die Yeni Özgür Politika berichtete ausführlicher, da auch sie als türkisch-kurdische Tageszeitung vom deutschen Geheimdienst beobachtet wird.
Verhalten bis gar nicht reagierte bisher die deutsche Pressezunft. Für die Süddeutsche Zeitung beispielsweise ordnet der justizpolitische Korrespondent den Fall juristisch ein und zieht immerhin interessante Schlussfolgerungen. Das Nachrichtenportal Telepolis nimmt die offensichtlich herbeikonstruierte Begründung der Bundesregierung auseinander, die Taz sieht das einzige Verbrechen, dessen sich die jW täglich schuldig mache, in ihrem Layout und nicht in den Inhalten. Ebenfalls für die Taz schrieb der Armutsforscher Christoph Butterwegge über seine Sicht auf die Dinge, die er dann auch in einem Gastkommentar im Spiegel noch weiter ausführte. Auch die Wochenzeitung der DKP, die UZ, berichtete. Am schnellsten reagierte aber ND – der Tag, jedoch auch hier nur in Form eines Kommentars. Aufmerksamkeit und Interesse sind also durchaus vorhanden. Allerdings sind Kommentare immer nur Meinungsbeiträge, die bei der Einordnung der Nachricht helfen können. Man darf sich schon fragen, ob jemand einen Kommentar zu einer Nachricht liest, die es in der Zeitung gar nicht gibt.
Berichterstattung findet hingegen in vielen alternativ ausgerichteten Print- und Onlinemedien statt. Die Bundesregierung befeuere den Niedergang der Pressefreiheit in unserem Land mit ihren Handlungen, wie es in der Erklärung der Graswurzelrevolution heißt. Der Angriff auf die marxistische Ausrichtung einer Tageszeitung ist ein gewaltiger Angriff auf Presse-, Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit, dem schon aus eigenem Interesse viel mehr Platz auch in bürgerlichen Print-, Online- und Funkmedien eingeräumt werden müsste. Denn niemand weiß, wer morgen ob einer nicht genehmen Haltung in der Berichterstattung vom deutschen Inlandsgeheimdienst drangsaliert wird.
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Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!
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Leserbrief von Onlineabonnent/in Dr. rer. nat. Harald W. aus 58089 Hagen (1. Juni 2021 um 13:42 Uhr)Marx sagte: »Ich bin kein Marxist.« Er hatte viel Ärger mit Geheimdiensten, was dazu führte, dass er die erste Weltgewerkschaft, die 1. Internationale, deren Vorsitzender er war, auflöste. Marx gratulierte dem damligen US-Präsidenten im Namen der 1. Inernatione ausdrücklich zur Abschaffung der Sklaverei, nach dem Sezissioskrieg, hauptsächlich »Negros«. Der Marxismus ist also ein Konstrukt der Bundesregierung und der Geheimdienste. Das betfrifft auch die religiöse Dimension des ewigen Lebens, wo den Fremddefiniertten Marxisten ein freiwilliger Verzicht auf alle Ansprüche des ewigen Lebens und heilgen Geistes, die Seele ist sakrosant, zugeschrieben werden. Das ist bei den »Betroffenen« keineswegs der Fall! Richtig, was die Regierung unter »Marxismus« vertsteht, hat meist nur entfernte Assoziationen, mehr von einer »Irgendwas Justiziables ans Zeug flicken«-Phantasie geprägt, mit dem gemein, was die, die sich selbst als Marxisten bezeichnen – gegen Marx selbst –, darunter wirklich verstehen. Die zensierende und verfolgende Regierung oder Kirche hat schon immer die richtige Kenntnisnahme der Häretiker, Unorthodoxen, nicht Regierungspartei und Nichtkirchenmitglieder verweigert und sich mit dem vorgenannten »Nichtregierungsmerkmal« zufrieden gegebe, gleich unbarmherzig juristisch. Inquisitionstradition. Die junge Welt steht in der Nachfolge der DDR, die von der Sowjetunion ausverhandelt war als Sieger einer totalen Kapitulation Deutschlands, wovon die BRD das Erbe, auch und vor allem materiell – das Eigentum, als Rechtsnachfolge angetreten hat. Kaum ist die Katze weg (die Sowjets abgezogen), tanzen die Mäuse wieder auf dem Tisch, das ist allerdings die Reaktion der schon beim Ersten Weltkrieg zu ungeschoren davongekommenen, vom deutschen Kamikaze-Mitläufer-Kadavergehorsam-Massenmöder-Massevolk getragenen Kamikaze-Militaristen.
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