Technik des Plünderns
Die österreichische Schriftstellerin Friederike Mayröcker ist tot. Die Grande Dame der experimentellen Literatur starb im Alter von 96 Jahren am Freitag in Wien, wie der Suhrkamp-Verlag in Berlin unter Berufung auf den engsten Umkreis Mayröckers mitteilte. In ihrem rund 100 Titel umfassenden Werk, darunter Gedichte, Textcollagen, Romane, Kinderbücher und Bühnentexte, hatte sich Mayröcker gängigen Erzählmustern verweigert. Kritikern galt sie als »ausgefeilte Technikerin des Überblendens und Ausblendens, Sichtens und Schichtens, Zitierens und Plünderns«.
In den 50er Jahren fand sie Anschluss an die Wiener Literatenszene und lernte ihren Partner kennen, den Schriftsteller Ernst Jandl (1925–2000). Sie blieben zeitlebens ein Paar. 1956 veröffentlichte Mayröcker unter dem Titel »Larifari« Prosaskizzen und Miniaturen. Der Durchbruch gelang ihr 1966 mit »Tod durch Musen«. Zusammen mit Jandl erwies sie sich auch als Meisterin des Hörspiels. 2001 wurde sie mit dem Georg-Büchner-Preis geehrt, der wichtigsten Auszeichnung für deutschsprachige Schriftsteller. (dpa/jW)
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