Aus: Ausgabe vom 23.06.2021, Seite 5 / Inland
Bahn will stillgelegte Strecken reaktivieren
Berlin. Die Deutsche Bahn (DB) will in den nächsten Jahren mehr stillgelegte Strecken wieder in Betrieb nehmen. Derzeit stehen 20 Projekte auf der Liste. Ein Teil davon ist schon in Planung, an einigen Strecken wird gebaut. »Wir wollen mehr Menschen für die Bahn gewinnen, mehr Güter auf die Schiene bringen«, meinte Jens Bergmann, Planungschef der DB Netz, am Dienstag. Die 20 Strecken haben zusammen eine Länge von 245 Kilometern. Zum Vergleich: Das deutsche Schienennetz hat eine Gesamtlänge von mehr als 33.399 Kilometern. (dpa/jW)
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Beste Chancen haben Strecken, für die die Bundesländer die Bestellung von ÖPNV-Leistungen signalisieren. Hierfür müssen möglichst alle Länder eine drastische Erhöhung der Regionalisierungsmittel beim Bund einfordern. Bei der letzten Korrektur des 2006 von Peer Steinbrück (SPD) vorgenommenen Kahlschlags, zu dem ihn Roland Koch (CDU) angestiftet hatte, wurde eine Relation zur Bevölkerungsziffer bzw. -dichte der Länder eingeführt. Das ist prinzipiell vertretbar, jedoch ist brauchbare ÖPNV-Bedienung auch und gerade für dünnbesiedelte Regionen wichtig. Und Mecklenburgs Südbahn muss zwischen Parchim und Inselstadt Malchow ebenso dringend reaktiviert werden wie die sie in Karow kreuzende Nord-Süd-Verbindung Güstrow–Meyenburg via Plau am See. Ähnliches gilt für Brandenburg und Sachsen-Anhalt, die ebenfalls eher entspannt besiedelt sind. Was ist mit Wittstock/Dosse–Mirow oder Werneuchen–Wriezen? Was ist mit Blumenberg zwischen Magdeburg und Halberstadt, von wo aus die Deutsche Reichsbahn der DDR Fahrten in nicht weniger als fünf (!) Richtungen gestattete? Davon sind nur mehr zwei übrig, und aktuell werden die Bahnsteige gegen den Widerstand einer Bürgerinitiative »zurückgebaut«.
Bei Stichstrecken, wie sie ja im Beispiel von Mirow oder Magdeburg, auch Werneuchen, aber auch Bocholt oder Borken in NRW und vielen anderen Orten erst durch Teilstillegungen entstanden sind, können Reaktivierungen bessere Netzstrukturen schaffen: Durch zweiseitige Anbindung entsteht eine Vielzahl neuer möglicher Relationen, was in gewissem Umfang auch die Nachfrage der Gesamtstrecke homogener machen kann und also einem Synergieffekt gleichkommt.
Für solche Transformationen von Stich- in Durchgangsstrecken dürfen auch einzelne Neubauten kein Tabu sein: Erfolgreich ist das Beispiel Mettmann–Stadtwald–Wuppertal-Vohwinkel (NRW), noch in der Schwebe wohl die Integration von Bad Boll Richtung Göppingen (Reaktivierung) und Kirchheim/Teck (Neubau, Baden-Württemberg); charmant wäre auch ein Neubau Elzach–Hausach, der nicht nur bestens in die Breisgau-S-Bahn integriert wäre, sondern in elektrischer Variante Verbindungen Stuttgart–Freiburg via Freudenstadt ermöglichen würde.
Generell wäre hilfreich, die Prognosen der geschätzten Fahrgastzahlen deutlich nach oben zu korrigieren, was schlicht realistisch wäre: Qualitätssprünge beim ÖPNV-Angebot zeitigen fast immer ungeahnte Nachfragesteigerungen – bei der Albtalbahn Karlsruhe zwischen Bretten und Karlsruhe so mal eben über 300 Prozent!
Die Finanzen sind kein Problem. Heiner Geißler (CDU) wies darauf hin, dass wir »Geld wie Dreck« haben (allerdings erst, als er alt und weise bei ATTAC war). Angela Merkel (CDU) glaubt, auf Vermögenssteuern und -abgaben verzichten zu können, womit sie Geißler bestätigt. Und Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) erhält absurde Taschengeldsteigerungen, nur um Jens Stoltenbergs absurde Zwei-Prozent-Wünsche lammfromm und charakterlos zu erfüllen, für den ja zwei Promille genügten. So what?