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Aus: Ausgabe vom 20.07.2021, Seite 1 / Inland

Ukrainische Armee probt Krieg

Kiew. Die Ukraine hat am Montag in ihrer westlichen Region um die Stadt Lwiw Militärmanöver gestartet, an denen auch Einheiten aus den USA, Polen und Litauen teilnahmen. »Die Startzeremonie ist heute abgehalten worden«, sagte ein Sprecher der ukrainischen Streitkräfte. An der Übung unter dem Namen »Drei Schwerter 2021« sind mehr als 1.200 Militärangehörige und mehr als 200 Einsatzfahrzeuge beteiligt. Es ist das erste Mal, dass solche gemeinsamen Manöver in der Ukraine stattfinden. 2014 hatten die Ukraine, Polen und Litauen solche Übungen im Osten Polens abgehalten. Auch die Spannungen im Donbass halten an. Die ukrainischen Truppen stehen dort den international nicht anerkannten Volksrepubliken Donezk und Lugansk gegenüber. Bei den Kämpfen wurden seit 2014 mehr als 13.000 Menschen getötet. (AFP/jW)

  • Leserbrief von Volker Wirth, Berlin (21. Juli 2021 um 12:24 Uhr)
    Die Agenturmeldung unterschlägt, dass es seit 2009, reaktiviert nach dem Maidan-Umsturz 2014, eine »LITPOLUKRBRIG« genannte dreiseitige Brigade der beiden NATO-Länder mit der nicht zur NATO gehörenden Ukraine gibt, mit der diese auf kaltem Wege streitkräftemäßig der NATO angenähert werden soll. Das ist aber die bisherige Basis dieser Manöver.
    Bis jetzt hieß es: »Die NATO ist in die trilaterale Initiative nicht involviert.« In der Allianz soll ja gelten: »Kein Staat mit strittigen Territorialfragen kann Mitglied werden«; dafür sorgen schon die anderen Mitgliedstaaten, die nicht in solche Konflikte hineingezogen werden wollen. Aber wenn nun auch die USA an den Manövern teilnehmen, die die Ukraine unter Obama zum besonders wichtigen Verbündeten erklärt haben, wirkt diese Aussage fadenscheinig. Denn Kiew hat zweifellos ungelöste territoriale Probleme, vor allem solange es Minsk-2 nicht akzeptiert.
    Nehmen aber auf ukrainischem Boden Kampfverbände Polens und Litauens am Krieg gegen die russischsprachige Ostukraine teil und werden ihrerseits dort (!) angegriffen, stellt sich ja auch die Frage nach NATO-Artikel 5 (Beistandsverpflichtung) für diese beiden Länder. Die Mehrzahl der NATO-Länder wird das ablehnen. Aber die Kriegsgefahr ist groß – vor drei Monaten konnte ein Angriff auf die seit dem Maidan-Putsch abtrünnigen Gebiete verhindert werden!
    Entweder hat Biden das nicht begriffen, oder er trickst bzw. ist »eine lahme Ente«, und seine Worte über Frieden und Verständigung gegenüber Putin sind Schall und Rauch.
    Im übrigen stehen in der Ostukraine die ukrainischen Truppen nicht »den international nicht anerkannten Volksrepubliken Donezk und Lugansk« gegenüber, sondern deren Volksmilizen (Streitkräften) samt Verbündeten. Und die bekommen allseitige Unterstützung vor allem aus Russland. (Ehe man das verurteilt, sollte man an die Unterstützung der USA für die Unabhängigkeitskämpfer in Texas 1836–45 oder die des Deutschen Bundes für die Volksbewegung in Südschleswig, Holstein und Lauenburg gegen die Dänisierungspolitik Kopenhagens 1849 und 1864 denken.) Denn von den 13.000 Getöteten waren die meisten Zivilisten im Donbass! Und ein großer Teil der Einwohner der »Volksrepubliken« hat  inzwischen russische Pässe!

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