WHO verlangt Moratorium auf Auffrischimpfungen gegen Corona
Genf. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert einen vorübergehenden Stopp von Auffrischimpfungen gegen das Coronavirus, so lange noch viele ärmere Länder auf Impfdosen warten. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus kritisierte die in mehreren Ländern erörterten Pläne für solche Impfungen am Mittwoch in Genf. Bereits begonnene Auffrischimpfungen sollten ausgesetzt und Pläne dafür bis mindestens Ende September auf Eis gelegt werden, bis wenigstens zehn Prozent der Menschen in allen Ländern der Welt geimpft seien. »Länder mit hohen Einkommen haben 100 Impfdosen pro 100 Einwohner verabreicht«, sagte Tedros. »Gleichzeitig konnten Länder mit niedrigen Einkommen nur 1,5 Dosen pro 100 Menschen verabreichen, weil ihnen Impfstoff fehlt. Wir brauchen dringend eine Kehrtwende, so dass die Mehrheit der Impfstoffe in Länder mit niedrigen statt hohen Einkommen geht.«
Das Weiße Haus wies den Appell der WHO zurück. Dies sei nach Ansicht der US-Regierung die »falsche Wahl«, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Jennifer Psaki, am Mittwoch in Washington. »Wir glauben, dass wir beides machen können und diese Wahl nicht treffen müssen.« Die USA hätten bislang bereits mehr als 110 Millionen Impfdosen an andere Staaten gespendet. Noch im August werde die Verteilung von weiteren 500 Millionen Impfdosen an andere Staaten beginnen. Gleichzeitig hätten die USA genug Impfdosen für die eigene Bevölkerung – auch um möglicherweise Teile der Bevölkerung mit Auffrischungsimpfungen zu versorgen, sofern die zuständige US-Arzneimittelbehörde dies empfehlen sollte. (dpa/jW)
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