»Klimacamp Ost« attackiert
Von Luca von LudwigHalle. In der Nacht zum Sonntag ist das »Klimacamp Ost« in der Halleschen Innenstadt zum wiederholten Male angegriffen worden. Verantwortlich sind wohl zwei Anhänger eines bekannten Neonazis. In den frühen Morgenstunden wurden den Campteilnehmenden zufolge mehrere Seile eines großen Schlafzeltes durchgeschnitten. Darauf hätten die zwei scheinbar alkoholisierten Verantwortlichen vorgegeben, ein Gespräch mit den Aktivisten zu suchen. Es seien jedoch hauptsächlich verschwörungstheoretische und rassistische Aussagen gefallen. Die Situation eskalierte, als die beiden Männer etwas später nochmals in das Camp eindrangen und die Teilnehmenden dabei aggressiv beschimpften. Schließlich drohten sie: »Wir stechen euch ab!« Die herbeigerufene Polizei stellte die beiden noch vor Ort. Es wurde ein Messer sichergestellt, wie ein Polizeisprecher bestätigte.
»Das sind ganz klar Anhänger von Sven Liebich«, war sich Campsprecher Jonas Venediger am Sonntag gegenüber jW sicher. Zeugen hätten Videos von Demonstrationen des bundesweit bekannten Neonazis gesichtet. Die beiden Männer seien darauf klar erkennbar gewesen. Liebich selbst hetzt immer wieder gegen das Camp, Aktivisten und Politiker. Bereits im vergangenen Jahr wurden Teilnehmende des Camps beschimpft und bedroht, teilweise wurden Gegenstände geworfen. Ähnliches wiederholte sich auch in diesem Jahr. Angeheizt wird die Stimmung zusätzlich durch die städtische AfD-Fraktion. Diese kritisierte mehrfach die Genehmigung der Versammlung und behauptete, Wasser und Strom würden kostenlos von der Stadt bereitgestellt. Tatsächlich bezahlen die Organisatoren beides selbst.
Der jüngste Vorfall reiht sich ein in eine wachsende Liste rechter Angriffe auf Klimaaktivisten, besonders in Sachsen-Anhalt. Prominentestes Beispiel sind die Ereignisse um die Waldbesetzung »Moni bleibt!« in der Altmark, wo mit Baseballschlägern Jagd auf Umweltschützer gemacht wurde. Im Juni schoss dort ein Mann in Ku-Klux-Klan-Montur mit einer Paintballwaffe auf junge Aktivisten. Venediger selbst wurde in seiner Heimatstadt Bitterfeld bereits mehrfach bedroht. »Wir müssen mit weiteren Angriffen rechnen«, sagte er. »Aber wir lassen uns nicht kleinkriegen.«
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