Neue Berufe
Von Dusan DeakDer deutschen Wirtschaft mangelt es chronisch an geeignetem Nachwuchs. Wer will schon heute sein Leben als Briefträger, Schornsteinfeger oder Steuerfachgehilfe verbringen? Für attraktive Berufe wie Influencer, Fernsehkoch und Follower gibt es kaum Lehrstellen, geschweige denn staatlich anerkannte Ausbildungsbetriebe. Noch schwieriger gestaltet sich die Ausbildung zum Millionär.
Ein künftiger Influencer oder Promi sollte rechtzeitig mit der Karriereplanung beginnen. Um seine Chancen zu verbessern, kann es von Vorteil sein, die Grundschule spätestens nach der 4. Klasse ohne Abschluss zu verlassen. Hoch im Kurs stehen auch mangelhafte Deutschkenntnisse, gefakter Migrationshintergrund und ein vorgetäuschter leichter Akzent. Manche Promis findet man am Straßenrand, andere fallen einfach vom Himmel und einige wurden aus Lehm geformt. Die meisten beginnen allerdings ihre Ausbildung als sogenannte Talente bei DSDS und GNTM, gehen später zu »Bachelor/ette«, tauchen dann im Dschungelcamp auf und setzen im Reality-Verschiebebahnhof der Privaten ihre Existenz als »Ex on the Beach« fort, bevor sie in diversen Kochshows gegen Mälzer und Henssler angrillen müssen. Wenn sie Pech haben, enden sie im »Kampf der Superstars«, moderiert durch die zombiehafte Cathy Hummels. Wenn sie kein Mensch mehr sehen kann, übersiedeln sie als »Auswanderer« nach Mallorca und werden zu Danni Büchner. Erst dann haben sie einen »Real«-Promistar-Status erworben und können ihre Follower zählen.
Attraktiv ist weiterhin die Ausbildung zum Trüffelschwein. Bei der wird in Deutschland allerdings die Hunderasse Lagotto Romagnolo favorisiert. Deshalb würde eine Umschulung von bspw. Dieter Bohlen vermutlich nicht akzeptiert.
Mehr aus: Feuilleton
-
Das wandelnde Gedächtnis
vom 23.08.2021 -
Der Laborant
vom 23.08.2021 -
Ausschließlich bestuhlt
vom 23.08.2021 -
Der lange, fieberverträumte Sommer
vom 23.08.2021 -
Nachschlag: Birken auf Naziklötze!
vom 23.08.2021 -
Vorschlag
vom 23.08.2021