Hintergrund: Destabilisierung droht
Was genau die Administration des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump und die Taliban hinter verschlossenen Türen verabredet haben, ist nicht bekannt. Gemäß dem Februar 2020 unterzeichneten Abkommen sollten ein stufenweiser Abzug und zugleich Friedensgespräche zwischen Taliban und der afghanischen Regierung eingeleitet werden. Die USA würden Vertreter der Taliban von ihren Sanktionslisten nehmen, diese im Gegenzug keine Gefährdung der »Sicherheit der Vereinigten Staaten und ihrer Alliierten« von afghanischem Boden aus zuzulassen.
Im Ergebnis aber kommt der Abzug einer Machtübergabe an die Taliban gleich. Der US-Geheimdienst CIA sagte voraus, dass sie die Kontrolle über das Land übernehmen würden. Auch war bekannt, welches riesige Waffenarsenal den Taliban in die Hände fallen würde. 1,6 Milliarden US-Dollar nahmen sie laut US-Geheimdienstkreisen jährlich ein: durch Drogenhandel, Ausbeutung metallischer Rohstoffe oder Spenden aus den Golfstaaten. Schon 2018 standen die Taliban auf Platz 2 der Forbes-Liste der reichsten »Terrororganisationen« und sind mitten in einem von NATO-Truppen kontrollierten Land immer reicher geworden.
Seit ihrer Übernahme der Macht in Afghanistan sind die Taliban auch die bestausgestattete Miliz weltweit und verfügen über mehr Panzer, Drohnen, Kampfhubschrauber und -flugzeuge als manches NATO-Mitglied.
Der 20jährige Krieg gegen Afghanistan galt der Sicherung eines strategisch höchst bedeutenden Vorpostens gegen Russland und China. Vor allem noch radikalere Kräfte als die Taliban könnten einen erheblichen Beitrag zur Destabilisierung der Region zuungunsten Chinas, des »Hauptfeindes« der NATO, leisten. (wd)
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