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Aus: Ausgabe vom 30.08.2021, Seite 16 / Sport
Breitensport

Vorsicht, Kernschmelze!

Von Andreas Müller

In den vergangenen eineinhalb Jahren Dauershutdown ist eine Zweiklassengesellschaft des Sports entstanden. Leistungssportler durften trainieren und Profifußballer eine komplette Saison absolvieren, während für Amateur- und Breitensportler nichts ging. Das Missverhältnis wird weiter zementiert, etwa durch die aktuellen Covidregelungen in Hessen. Freizeitsportler dürfen Hallen nur betreten, wenn sie gegenüber Übungsleitern und Vereinsvertretern nachweisen, dass sie geimpft, (negativ) getestet oder genesen sind. Bei fortschreitenden Inzidenzen soll dies ebenso für Sportanlagen im Freien gelten, wobei das Konzept der Hessischen Landesregierung ausdrücklich vermerkt, dass es nicht für den Spitzen- oder Profisport gilt.

Während also der »kleine Sport« bei Androhung saftiger Geldstrafen verdonnert ist, »3G« penibel durchzusetzen, wird bei Leistungs- und Berufssportlern mit anderer Elle gemessen. Ihnen richtet es die Politik neuerlich relativ komfortabel ein, während die Vereine aufwendig und pausenlos zu kontrollieren und einen entsprechenden administrativen Aufwand zu betreiben haben – und dabei noch Danke sagen müssen.

Muss es jemanden wundern, wenn die neuerliche Ungleichbehandlung den über Monate aufgestauten Frust an der sportlichen Basis noch vergrößert? Wenn kleine und große, junge und ältere Freizeit- und Hobbysportler ihren Vereinen desillusioniert den Rücken kehren? Wenn Eltern und Kinder zunehmend genervt werden? Wenn Ehrenamtliche auch wegen überbordender bürokratischer Auflagen ihre Motivation verlieren, sich zurückziehen?

Die Pandemiemanager folgen Hand in Hand mit den Sportpolitikern weiter stur einer gefährlichen Logik: Eisbären kann man ja im Zoo besichtigen oder in Berlin beim Eishockey, wenn die letzte Scholle geschmolzen ist. Körperliche Bewegung wird ohnehin überschätzt, scheint das aktuelle Credo staatlichen Umgangs mit Millionen Hobby- und Freizeitathleten. Vorm Fernseher auf der Couch gibt es für die Leute doch Sport en masse. Wenn die Politik ihren Kurs nicht ändert, droht dem Breitensport die absehbare Kernschmelze.

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