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Aus: Ausgabe vom 31.08.2021, Seite 11 / Feuilleton
Musik

Antikische Wucht

Der Komponist Siegfried Matthus, der das Musiktheater der DDR maßgeblich prägte, ist tot. Er starb im Alter von 87 Jahren am Freitag nach schwerer Krankheit im brandenburgischen Stolzenhagen bei Berlin, wie der »Freundeskreis Kammeroper Schloss Rheinsberg« am Montag mitteilte. Er komponierte 14 Opern, mehr als 60 große Orchesterwerke, zahlreiche Kammermusiken, Ballettszenen und Filmmusiken.

Matthus wurde am 13. April 1934 im damaligen Ostpreußen geboren. In Rheinsberg legte er sein Abitur ab, für den Chor der Oberschule entstanden seine ersten Kompositionen. Matthus studierte an der Berliner Musikhochschule und war dort Meisterschüler bei Hanns Eisler. 1964 kam er an die Komische Oper Berlin, wo er mit Götz Friedrich und Harry Kupfer zusammenarbeitete und einen hervorragenden Ruf erwarb. Seine außergewöhnliche Tonsprache beschrieb Gerhard Müller 2014 in dieser Zeitung so: »Sie orientierte sich am avantgardistischen Serialismus, aber brach die Brücken zu traditioneller Schreibweise nicht völlig ab. Das Matthus-Orchester hat manchmal fast antikische Wucht, andererseits empfindsame Episoden von großer Zartheit. (…) Ihre entschiedenste Neuerung war die Verdoppelung der Personen in eine Real- und eine Gedankenstimme.«

Damit erwarb sich Matthus auch international große Anerkennung. 1979 brachte die Dresdner Staatskapelle sein Werk »Responso« vor den Vereinten Nationen in New York zur Aufführung. Mit der Oper »Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke« wurde 1985 die Dresdner Semperoper wieder eröffnet. Über 20mal wurde seine Oper »Judith« ab 1985 an der Komischen Oper Berlin aufgeführt.

Nach dem Anschluss der DDR zog sich Matthus nach Rheinsberg zurück und verfolgte fortan das Ziel, den früheren preußischen Musenhort kulturell wieder aufleben zu lassen. Dazu gründete er die Kammeroper Schloss Rheinsberg, die er bis 2014 leitete. Auch das seit 1991 jeden Sommer ausgerichtete Musiktheaterfestival, das schon vielen jungen Sängern als Karrieresprungbrett diente, geht auf Matthus zurück. Zugleich komponierte er weiter, etwa das »Te Deum« zur Einweihung der Dresdner Frauenkirche 2005. (dpa/jW)

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