Zweite Stufe
Die zweite Stufe ist gezündet: Die Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2021 steht fest. Noch im Rennen sind Norbert Gstrein (»Der zweite Jakob«, Hanser), Monika Helfer (»Vati«, Hanser), Christian Kracht (»Eurotrash«, Kiepenheuer und Witsch), Thomas Kunst (»Zandschower Klinken«, Suhrkamp), Mithu Sanyal (»Identitti«, Hanser) und Antje Rávik Strubel (»Blaue Frau«, S. Fischer).
Wie so oft, ist die Sechserauswahl streng quotiert, drei Frauen und drei Männer hat die Jury auf dem Zettel, zwei aus Österreich, einer aus der Schweiz, drei aus der BRD. Auf Verlagsebene hört der Proporz freilich auf, kann sich doch der Münchener Hanser-Verlag gleich über drei Nominierungen und die damit verbundene Werbewirkung freuen.
Die Auserwählten zeigten »den stilistischen, formalen und thematischen Reichtum der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur«, betonte Jurysprecher Knut Cordsen am Dienstag, was man natürlich jedes Jahr sagen kann und was deshalb klingt wie aus dem Formatvorlagenkopierordner, aber wirklich beschweren will man sich auch wieder nicht. Neben typischer Erinnerungsliteratur (»Vati«) und Romanen zu Debatten der Zeit (vorhersehbar: »Blaue Frau« über Machtmissbrauch und sexuelle Gewalt; erfrischend: »Identitti« über Identitätspolitik) sind routinierte Könner (Gstrein) und Großkünstler (Kracht) ebenso vertreten wie die komisch-schräge, auf jeden Fall unbedingt lesenswerte Storyverweigerung »Zandschower Klinken« von Thomas Kunst. Wenn es schon kein großer Jahrgang ist, dann zumindest ein schmackhafter. (pm)
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