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Aus: Ausgabe vom 18.01.2022, Seite 10 / Feuilleton
Geschichte

Neues über Anne Frank

Das Versteck, in dem sich Anne Frank und ihre Familie in Amsterdam vor den Nazis verbargen, ist nach neuen Untersuchungen wahrscheinlich von einem jüdischen Notar verraten worden. Dieses Ergebnis eines Untersuchungsteams wurde am Montag in niederländischen Medien präsentiert. Danach hatte der Notar Arnold van den Bergh den deutschen Besatzern eine Liste mit Verstecken von Juden in Amsterdam übergeben, um das Leben seiner eigenen Familie zu retten. Fünf Jahre lang hatte ein internationales Team den Fall mit den neuesten Techniken untersucht. Hauptbeweis ist die Kopie eines anonymen Briefes, den Annes Vater Otto Frank 1946 bekommen hatte. Bereits darin wird der Name des Notars genannt. Das Original des Briefes ist zwar verschwunden, jedoch fand sich eine Kopie im Amsterdamer Stadtarchiv. Nach Angaben der Untersucher war diese Spur bisher nie ausführlich untersucht worden.

Die jüdische Familie Frank sowie vier weitere Menschen waren von 1942 bis 1944 in einem Hinterhaus in Amsterdam untergetaucht. Dort hatte Anne Frank (1929–1945) ihr berühmtes Tagebuch geschrieben. Im August 1944 wurde das Versteck verraten. Die Familie wurde in Konzentrationslager deportiert und ermordet. Nur Vater Otto überlebte. Der Notar van den Bergh war Mitglied des Jüdischen Rates, hatte daher viele Kontakte und war zunächst vor Deportation geschützt. 1944 fiel dieser Schutz weg. In seiner Verzweiflung soll er die Verstecke verraten haben, um seine Frau, seine drei Töchter und sich selbst zu retten. 77 Jahre nach Kriegsende gebe es zwar keine absolute Gewissheit, sagte der ehemalige Ermittler des US-amerikanischen FBI, Vincent Pankoke, der maßgeblich an der Untersuchung beteiligt war. »Unsere Theorie hat aber eine Wahrscheinlichkeit von mehr als 85 Prozent«, sagte er. (dpa/jW)

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