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Aus: Ausgabe vom 14.02.2022, Seite 4 / Inland

Dresden: Protest gegen Naziaufmarsch

Dresden. Mit Kranzniederlegungen haben Vertreter des Freistaats Sachsen und Dresdens am Sonntag an die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg erinnert. »Wir dürfen mit Blick auf die Zerstörung von Dresden nicht nur auf 1945 schauen, sondern müssen unsere Perspektive auf die Zeit zwischen 1933 und 1945 erweitern«, mahnte Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) auf dem Nordfriedhof. Derweil zogen Hunderte Neonazis durch die Altstadt. Dem von »Nazis raus«-Rufen am Straßenrand begleiteten »Schweigemarsch« stellten sich Hunderte antifaschistische Gegendemons­tranten entgegen. (dpa/jW)

  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Roland W. aus 08280 Aue (14. Februar 2022 um 13:32 Uhr)
    Gedenken hat mit Denken zu tun. Bürgermeister Hilbert denkt bemerkenswert: Der 13. Februar 1945 müsse von 1933 her gedacht werden. Solches Denken ist eher die Ausnahme, wird eher gern beschwiegen. Gedenken an die Zerstörung der Stadt Dresden soll nicht rechts, nicht links sein. Bombardierung durch alliierte Bomber – waren es nicht anglo- amerikanische? Richtigstellung der Begriffe hatte Konfuzius vor langer Zeit in der Politik angemahnt. Entstellung der Begriffe ist bis heute beliebt. Menschen werden benutzt, die Krieg und Faschismus moralisch tief verurteilen, die für Frieden und Völkerverständigung eintreten, Kriegserlebnisse in sich tragen. Politische Praxis zielt auf üble Weise darauf ab, nie und auf keinen Fall Ursachen, Hintergründe und Wurzeln der Kriege zur Sprache zu bringen. So gibt es keine Schuld, keine Verursacher, keine Profiteure und keine Kriegsverbrecher. Ganz praktisch, links und rechts als scheinbar gleichermaßen extremistisch einzuordnen. Wie rechts und links Behandlung erfährt, wissen wir, auf Nazidemos ist es demokratisch erlaubt, Dresdens Bombardierung mit dem Holocaust an Millionen Juden zu vergleichen. Der Rechtsstaat schreitet nicht ein. Anders, wenn Linke Frieden, Krieg, Faschismus thematisieren, Hintergründe aufdecken. Faschistisches Gedankengut ist keine Gefahr für die Politik. Bei moralischer Verurteilung bleibt nur gut oder böse, keine Interessen dahinter. Faschismus wird bewusst Nationalsozialismus genannt. Was war an Faschismus sozialistisch? Nichts, aber das Sozialistische mit Faschismus zu verbinden schützt vor sozialistischen Ideen. Faschismus nicht Faschismus nennen legitimiert marschierende und mordende Faschisten. Die Verbrechen beginnen nicht auf den Schlachtfeldern, sie beginnen mit ideologischer Vorbereitung von Krieg und Völkermord. Sie beginnen mit moralisierendem Gedenken und Massenverdummung. Sie beginnen wieder mit Verfolgung, Überwachung, Bespitzelung derer, die den Imperialismus als Übel und Ursache weiteren Übels herausstellen.