Kein Abo? So nicht! Plus 78 mit uns!
Liebe Leserinnen und Leser!
Verlag und Redaktion befanden sich 2003 in einer besonders schweren Lage. Es sind Schwierigkeiten, die von außen auf unsere Produktionsgrundlagen einwirkten (und immer noch einwirken). In allen Fällen war bzw. ist das Erscheinen der Zeitung gefährdet.
1. Wichtige Arbeitsgrundlage jeder Zeitung sind geeignete (und bezahlbare) Räume für Verlag und Redaktion. Unsere, die wir 1999 bezogen hatten, wurden kurzfristig gekündigt, das Haus wird stillgelegt. Vor wenigen Wochen konnten wir neue Verlags- und Redaktionsräume in der Karl-Liebknecht-Straße 33 beziehen. Wir bezahlen etwas mehr Miete, haben aber mehr Platz und eine deutlich bessere Ausstattung.
2. Unsere Technik, mit der wir täglich die junge Welt herstellen, bereitete uns zunehmend Schwierigkeiten. Regelmäßig stürzte unser Zentralserver ab, waren wir gelegentlich stundenlang von den Nachrichtenagenturen getrennt. Viele Kolleginnen und Kollegen mußten mit veralteter Software und 15-Zoll-Monitoren klarkommen. Parallel zum Umzug haben wir deshalb unsere Technik weitgehend erneuert. Beide Projekte waren erst durch Kredite unserer Genossenschaft LPG junge Welt e. G. und Spenden möglich. Wir haben Sie darüber in den letzten Wochen ausführlich informiert.
3. Über andere Schwierigkeiten nicht. So hat unsere Hausbank die Geschäftsbeziehung gekündigt. Grund war keinesfalls unser Geschäftsgebaren oder die ökonomische Situation des Verlages, wie uns ausdrücklich versichert wurde. Vielmehr störte unsere Hausbank, daß wir angeblich Kontakte zur FARC in Kolumbien unterhielten. Wir stünden unter Beobachtung der Aufsichtsbehörden. Zunächst konnten wir die Bedenken zerstreuen, denn tatsächlich wurde die vom Verlag betreute Zeitschrift Resistencia ohne jegliche ökonomische Beziehung zur FARC in Kolumbien herausgeben. Die Kündigung erfolgte dann zu einem Zeitpunkt, zu dem die Resistencia nicht mehr erschien. Also mußte eine neue Bank gefunden werden, die möglichst nicht mehr Kosten verursachte als bisher. Auch dieses Problem haben wir gelöst. Und unsere bisherige Hausbank hat nun wenigstens zugesichert, daß bis zum reibungslosen Übergang auf die andere Bank die Konten genutzt werden können. Für Sie, liebe Leserinnen und Leser, heißt das: Bitte überweisen Sie Ihre Abogebühren auf das in der Rechnung angegebene neue Konto. Aber auch Zahlungen auf das alte Konto werden vorläufig wie bisher gebucht.
4. Und natürlich muß eine Tageszeitung täglich gedruckt werden. Wir arbeiten seit unserem Neubeginn im Jahre 1995 sehr gut mit der Druckerei am Treptower Park zusammen. In den letzten Monaten gab es dort allerdings vielerlei Veränderungen, die uns hellhörig machten. Durch gute Kontakte zu den Kolleginnen und Kollegen an den Maschinen erfuhren wir schließlich, daß der Druck der jungen Welt dort nur noch bis Ende des Jahres 2003 gesichert ist. Zwischen Weihnachten und Neujahr konnten wir klären, daß die Ausgabe vom kommenden Montag, 5. Januar 2004, die letzte sein wird, die in Treptow hergestellt wird. Ab dem 7. Januar 2004 wird dann in Potsdam gedruckt (also die Ausgabe vom 8. Januar 2004). Die Ausgaben vom Dienstag und Mittwoch nächster Woche (also die vom 6. und 7. Januar) können Sie leider nur im Internet unter www.jungewelt.de lesen. Wir bedauern, daß wir in der Kürze der Zeit keine andere Lösung finden konnten. In der Ausgabe vom 8. Januar werden wir in einer Extrabeilage die wichtigsten Hintergrund- und Themenbeiträge nachreichen. Noch unklar ist im Moment, wo die junge Welt langfristig gedruckt wird. Am wahrscheinlichsten ist, daß wir ab Herbst mit einer Druckerei zusammenarbeiten, die die junge Welt dann in etwas größerem Format drucken wird. Wir möchten Sie schon heute dazu einladen, an der damit verbundenen Weiterentwicklung der jungen Welt mitzuarbeiten.
Die momentanen Veränderungen haben uns viel Kraft gekostet, sie zeigen aber auch, daß wir stärker geworden sind. Genauso klar ist, daß die Weiterentwicklung der jungen Welt unabdingbar ist. Wenn es uns nicht gelingt, die ökonomische Basis unserer Arbeit auszubauen, werden wir die vor uns liegenden Anforderungen nicht meistern. Allerdings haben gerade die letzten Monate erneut bewiesen, daß wir uns auf unsere Leserinnen und Leser verlassen können – danke. Die Stabilisierung der Genossenschaft, die mittlerweile Mittel für Investitionen zur Verfügung stellen kann, ein konstantes Spendenaufkommen, mit dem wir unerwartete Kostenspitzen meistern können, vor allem aber die positive Entwicklung des Bestandes an zahlenden Print- und Internetabonnenten geben uns die Zuversicht, im Jahr 2004 ein großes Stück voranzukommen.
Verlag und Redaktion
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!