Dein roter Faden in wirren Zeiten
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Zwei Drittel im Osten lehnen das Modell BRD ab

Studie konstatiert starke Differenzen zwischen Ost und West

Die Ost-Deutschen können sich mit dem politischen Modell der Bundesrepublik wenig anfreunden. Zwar sehen 70 Prozent eine Demokratie grundsätzlich als beste Staatsform an, aber die deutsche Variante wird von mehr als zwei Dritteln abgelehnt. Das geht aus einer jetzt veröffentlichten Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) hervor.

Im Gegensatz dazu ist das Urteil der Alt-Bundesbürger in dieser Frage ausgewogen. 86 Prozent befürworten die Demokratie allgemein, 80 Prozent sagen gleichzeitig zu der in Deutschland praktizierten Form »Ja«. Angesichts dieser gravierenden Differenz zwischen Ost und West sprechen die Autoren von einer Spaltung der Deutschen. Begründet wird die Abneigung der Neubundesbürger gegen das »System« in Deutschland mit einem »ganz anderen Sozialisations- und Erfahrungshintergrund«. Das von ihnen in der Mehrzahl bevorzugte Modell kann nach Meinung der Autoren am ehesten als »demokratischer Sozialismus« bezeichnet werden. Es unterscheide sich von der Demokratie der Bundesrepublik vor allem durch die »Garantie sozialer Grundrechte und Formen direkter Bürgerbeteiligung als Verfassungsnormen und durch eine mehr oder weniger ausgeprägte Steuerung des Marktes zur Verwirklichung der sozialen Grundrechte«. Da die Skepsis in Bezug auf die Demokratieform in der BRD eine Folge von Erfahrungen in der DDR sei, könne ein schnelles Ende der Spaltung «kaum angenommen werden», betonen die Autoren.

Eine tiefe Kluft konstatiert die Studie bei der Frage nach dem Ausmaß sozialstaatlichen Handelns. 71 Prozent der Ostdeutschen plädieren für eine Ausweitung der Sozialleistungen, 28 Prozent für eine Beibehaltung des derzeitigen Niveaus. Lediglich ein Prozent kann mit Kürzungen in diesem Bereich leben. Die analogen Zahlen im Westen: 28, 60 und zwölf Prozent. Auch mit ihrer sozialen Absicherung sind die Neubundesbürger unzufriedener als ihre Landsleute jenseits der Elbe. Als ausreichend werden diese Leistungen von mehr als zwei Dritteln im Westen und von nicht einmal der Hälfte im Osten angesehen. Nachbesserungen halten im Westen 21 und im Osten 42 Prozent für nötig.

Schlecht kommen die politischen und gesellschaftlichen Akteure weg. Jeder zehnte Ostdeutsche mißtraut den Gewerkschaften, mehr als jeder Fünfte den Parteien (West: zwölf/15 Prozent).

ddpADN/jW

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