Don Giovanni macht Fotos
Mit einem umjubelten »Don Giovanni« an der Berliner Staatsoper Unter den Linden haben Generalmusikdirektor Daniel Barenboim und der französische Opernregisseur Vincent Huguet ihre Trilogie der Mozart-Opern nach Libretti von Lorenzo Da Ponte vollendet. Den »Giovanni«, für E. T. A. Hoffmann die »Oper aller Opern«, interpretieren sie nach »Così fan tutte« und »Le nozze di Figaro« als Abschluss der drei eigentlich völlig eigenständigen Werke. Bei den im April anstehenden Festtagen der Staatsoper werden die drei Abende zweimal als kompletter Zyklus zu erleben sein. Der Lebemann Don Giovanni (Michael Volle) verführt bei Huguet als Starfotograf, angelehnt an Peter Lindbergh. Vor seiner Kamera wollen sich alle präsentieren, Leporellos (Riccardo Fassi) lange Liste der verführten Frauen wird von berühmten Fotoporträts begleitet.
Zwar schickt der von Giovanni gleich nach der Ouvertüre ermordete Commendatore (Peter Rose) den fotografierenden Frevler per Todesspritze in die von Mozart vorgesehene Hölle. Doch zum Finale lässt Huguet seinen Giovanni wieder am Bühnenrand stehen – schallend lachend über die andauernde Doppelmoral seiner vermeintlich geschädigten Opfer. Treulosigkeit der Agierenden und ständige Widersprüche sind verbindende Elemente der drei Opern, die Mozart bereits durch musikalische Zitate verknüpft hat. Gegensätze von Glamourwelt und innerer Leere und Verkommenheit finden sich jeweils in immer neuen Konstellationen. Dazu siedelt Huguet »Così fan tutte« in einer Hippieszenerie der späten 1960er an, den »Figaro« lässt er in den ausgehenden 1980er Jahren eines Almodóvar-Films spielen. Der »Giovanni« schließlich landet in Lindberghs Todesjahr 2019. (dpa/jW)
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