Möglicher Präzedenzfall
London. Der serbische Topstar Novak Djokovic nennt es »verrückt«. Die WTA, ATP und Martina Navratilova finden die Sanktion nicht gerecht. Der Alleingang von Wimbledon mit dem pauschalen Ausschluss russischer und belarussischer Tennisprofis hat heftige Kritik ausgelöst. Für die Organisatoren ist dies die Konsequenz aus dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Es ist eine Entscheidung für einen umfassenderen Ausschluss von Spielerinnen und Spielern, wie es sie zumindest aus politischen Gründen in den vergangenen Jahrzehnten im Tennis nicht gegeben hat.
»Wir wollen sie nicht komplett ausgeschlossen haben«, sagte die ukrainische Spitzenspielerin Jelena Switolina am Donnerstag der BBC. »Wenn Spieler nicht ihre Stimme erheben gegen die russische Regierung, dann ist es das Richtige, sie auszuschließen.« Athletinnen und Athleten allgemein hätten mit dem Krieg nichts zu tun, meinte dagegen der serbische Weltranglistenerste Djokovic. »Wenn sich die Politik in den Sport einmischt, ist das Ergebnis nicht gut«, sagte der sechsmalige Wimbledon-Sieger. Auch Navratilova hält den Ausschluss für falsch: »Tennis ist ein solch demokratischer Sport. Es ist schwierig, wenn man sieht, dass die Politik ihn zerstört.« Wimbledon ist aber das erste Turnier, das Einzel- und Doppelspieler wegen der russischen Invasion ausschließt.
Auch die Profiorganisationen WTA und ATP reagierten am Mittwoch abend mit Kritik, nachdem die Veranstalter des Rasenklassikers vorangehende Medienberichte zum Ausschluss offiziell bestätigt hatten. Die ATP teilte mit, es sei »unfair«, Spieler wegen ihrer Nationalität zu diskriminieren, und die Entscheidung habe »das Potential, ein schädlicher Präzedenzfall« zu werden. Die WTA werde Schritte und mögliche Maßnahmen gegen diese Entscheidung prüfen, hieß es in einer Stellungnahme der Damenorganisation. (dpa/jW)
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