Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Gegründet 1947 Dienstag, 24. Dezember 2024, Nr. 300
Die junge Welt wird von 3005 GenossInnen herausgegeben
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025 Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Rosa-Luxemburg-Konferenz am 11.01.2025
Aus: Ausgabe vom 27.04.2022, Seite 11 / Feuilleton
Romantik

Deutsche Lücke

Der Literaturwissenschaftler Herbert Uerlings hat davor gewarnt, die relativ niedrige Impfquote in Deutschland auf die Tradition der Romantik zurückzuführen. »Die Romantik als angebliches deutsches Verhängnis ist ein Klischee«, sagte Prof. Uerlings anlässlich des Novalis-Jubiläumsjahrs. Man dürfe romantische Dichter wie Novalis nicht als Etikett oder Stichwortgeber benutzen, um über einen vermeintlichen »Nationalcharakter der Deutschen« zu sinnieren. Der Literaturkritiker Volker Weidermann hatte Ende Dezember in der Zeit geschrieben, Novalis sei »schuld an der deutschen Impflücke« und an der »deutschen Liebe zum Irrationalismus«. Der bei Anthroposophen besonders beliebte Dichter galt lange Zeit als todessüchtiger Schwärmer und mystisch entrückter Poet der Liebe, der die Aufklärung wieder verabschiedet habe. Friedrich von Hardenberg, der sich Novalis nannte, wurde vor 250 Jahren (2.5.1772) im Mansfelder Land geboren. In seinem Roman »Heinrich von Ofterdingen« machte er die »blaue Blume« zum Symbol der romantischen »Sehnsucht nach dem Unendlichen«. Mit nur 28 Jahren starb er 1801 in Weißenfels (Sachsen-Anhalt). Die historisch-kritische Edition des Nachlasses ermöglichte in den vergangenen Jahrzehnten einen neuen Blick auf Novalis. »In der utopischen Kraft seines Denkens liegt eine Bedeutung für uns heute«, meint Uerlings, der an der Universität Trier lehrt. Novalis habe gedanklich alle Grenzen überschritten, um der »dialogischen und republikanischen Vernunft zur Wirklichkeit zu verhelfen«. (dpa/jW)

Mehr aus: Feuilleton