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Aus: Ausgabe vom 16.06.2022, Seite 15 / Medien

Neue Studie: Nachrichten weniger wichtig

Berlin. Eine wachsende Zahl von Menschen ignoriert Nachrichten zu redaktionellen Topthemen wie Corona, Krieg oder Inflation. »Die Themen, die Journalisten für die wichtigsten halten – politische Krisen, internationale Konflikte oder Pandemien – scheinen genau diejenigen zu sein, die auf manche Menschen abstoßend wirken«, erklärte der Hauptautor der am Mittwoch veröffentlichten Studie des Reuters Institute an der Universität Oxford, Nic Newman. Der jährliche Bericht basiert auf Umfragen unter 93.000 Menschen in 46 Ländern. Fast vier von zehn Befragten (38 Prozent) gaben an, manchmal bewusst Informationen auszublenden. 2017 waren es noch 29 Prozent. Innerhalb von fünf Jahren hat sich dieser Anteil in Brasilien (54 Prozent) und Großbritannien (46 Prozent) verdoppelt. In Frankreich liegt er bei 36 Prozent (gegenüber 29 Prozent im Jahr 2017). In Deutschland stieg der Anteil von 24 auf 29 Prozent.

Als Hauptgrund nannten 43 Prozent ständige Wiederholungen, besonders bei Corona und politischer Berichterstattung. 36 Prozent gaben an, dass ihnen die Nachrichten aufs Gemüt schlügen. 17 Prozent wollten Streit über Nachrichtenthemen vermeiden. 16 Prozent versuchten, ein Gefühl der Hilflosigkeit zu vermeiden. 29 Prozent schließlich ignorieren Nachrichten, weil sie die Macher für voreingenommen halten oder ihnen nicht trauen.
Das allgemeine Vertrauen in die Medien nahm im Vergleich zum Vorjahr von 44 auf 42 Prozent ab. Dabei waren die Unterschiede groß: In Finnland vertrauen 69 Prozent den Medien, in den USA und der Slowakei hingegen nur 26 Prozent. In Deutschland lag die Quote bei 50 Prozent, in Frankreich bei 29 Prozent.

Wie das für die deutsche Teilstudie verantwortliche Leibniz-Institut für Medienforschung am Mittwoch mitteilte, ist der Anteil an Menschen mit großem Interesse an Nachrichten in der BRD rückläufig. 57 Prozent gaben bei der Umfrage in diesem Jahr an, äußerst oder sehr interessiert an Nachrichten zu sein. Im vergangenen Report 2021 waren es noch 67 Prozent. Medienforscher Sascha Hölig erklärte: »Wir sehen, dass eine gewisse Themenmüdigkeit eingetreten ist.« Zum Beispiel bei Corona. »Bei jungen Menschen sieht man noch mal klarer, dass das Interesse an Nachrichten zurückgegangen ist. Sie haben nicht die Art von gefühlter Verpflichtung, sich über das Weltgeschehen zu informieren.« (AFP/dpa/jW)

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