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Aus: Ausgabe vom 12.07.2022, Seite 10 / Feuilleton
Documenta 15

Nahezu wirkungslos

Das Documenta-Forum hat die Verantwortlichen der Documenta 15 in Kassel sowie beim Bund und Land Hessen zu einer Fehleranalyse und zum Dialog aufgerufen. Die Weltkunstschau sei für antisemitische Elemente zu Recht kritisiert worden. »Der Schaden, welcher der Documenta damit zugefügt wurde, ist erheblich«, erklärte das Forum am Montag in Kassel. »Leider haben eine Reihe Kasseler, Wiesbadener und Berliner Debatten der letzten Tage eher verstört, statt Klarheit zu schaffen. Statt eines orientierenden Dialogs der wichtigen Institutionen und der demokratischen Parteien war er eher von punktuellen Selbstdarstellungen und Betonierungen der jeweils individuellen Position geprägt.«

Das Documenta-Forum ist eine Art Freundeskreis, der die Kunstausstellung unterstützt, aber auch eigene Projekte umsetzt. Man bedauere, dass die Bitte des Kuratorenkollektivs Ruangrupa um Entschuldigung »und ihre nachdenkliche, ernsthafte und reflektierende Haltung, eventuell inkriminierte Exponate zurückzunehmen, nahezu wirkungslos« geblieben sei. Mehr als 1.500 Künstler seien Gäste Kassels. »Sie haben es nicht verdient, unter Generalverdacht gestellt zu werden«, erklärte das Forum. »Sie zeigen uns eine andere Sicht auf die Kunst der Welt, das sollten wir wertschätzen und sie hier nach wie vor willkommen heißen.«

Im Kern gehe es bei der Auseinandersetzung um die Freiheit der Kunst, die wie jede Freiheit ihre Grenzen habe und ohne Verantwortung nicht zu haben sei. Man respektiere die selbstkritische Sicht der Documenta-Verantwortlichen. »Statt jetzt vordringlich nach personellen Konsequenzen zu rufen, sollte eine Fehleranalyse erstellt werden.« Angesichts der weit über Deutschland hinausreichenden Bedeutung der Ausstellung wäre zudem »dringend zu wünschen, dass die Verantwortlichen in Kassel, Wiesbaden und Berlin mehr miteinander als übereinander sprächen«. (dpa/jW)

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