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Aus: Ausgabe vom 01.09.2022, Seite 4 / Inland

Olympia-Attentat: Einigung erzielt

Berlin. Nach jahrzehntelangem Streit über die Entschädigung für die Hinterbliebenenfamilien des Olympia-Attentats von 1972 wurde nun eine Einigung erzielt. Das teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Mittwoch in Berlin mit. Zum Gesamtkonzept gehörten neben der Aufarbeitung der Geschehnisse durch eine Historikerkommission auch weitere »Anerkennungsleistungen« durch den Bund, das Land Bayern und die Stadt München. (dpa/jW)

  • Leserbrief von R. Eifert aus Langenhagen (1. September 2022 um 19:04 Uhr)
    Das, was sich 1972 während der Olympiade in München ereignete, dürfte in der Geschichte der jungen BRD wohl ohne Beispiel sein. Elf junge israelische Olympioniken werden Opfer eines brutalen Überfalls einer palästinensischen Terrororganisation. Ein Staat, der sich in der Folge dann als hilflos, unkoordiniert und vor allem unvorbereitet zeigt – und auch so agiert. Die weltweite Reaktion war Verurteilung, Unverständnis, Entsetzen und Verzweiflung. In einer ersten Maßnahme versuchte die BRD, durch finanzielle Zusagen an die Angehörigen der israelischen Sportler diesem entsetzlichen Ereignis entgegenzuwirken, doch kamen diese Maßnahmen eher hilflos an. Zwar erhielten die Familien der Opfer 1972 und 2002 insgesamt 4,6 Mio. Euro als Entschädigung ausgezahlt, gleichwohl ohne ein Schuldeingeständnis. Abgesehen von den ganz besonderen deutsch-israelischen Beziehungen stellt sich m. E. die berechtigte Frage – ohne jemandem nahetreten zu wollen –, ob Schmerz, Leid und Trauer der Angehörigen mit Geld – vor allem mit der Höhe des Geldes – abgegolten und wiedergutgemacht werden kann. Im Juli diesen Jahres hatten die israelischen Angehörigen ihr Kommen zum 50. Jahrestages dieses Attentats von der Höhe einer weiteren Entschädigung abhängig gemacht. Die von der BRD vorgeschlagene Summe wurde als »beleidigend« empfunden, was dazu führte, dass die Israelis der Gedenkfeier in München fernbleiben wollten. Nun hat die BRD die Summe auf 28 Mio. Euro erhöht, mit der Folge, dass die Angehörigen mit der Entschädigungshöhe einverstanden sind und auch nach München kommen. Es beschleicht mich dennoch ein seltsames Gefühl. Ist es moralisch vertretbar, seinen Schmerz und seine Trauer pekuniär abgelten zu lassen und die Beteiligung an den Feierlichkeiten auch noch von der Summenhöhe abhängig zu machen? Es macht mich nachdenklich. Mehr will ich nicht dazu sagen.