Der Unermüdliche
»Ich versuche ein guter Soldat zu bleiben. Ein guter Soldat des Kinos«, sagt der Regisseur in dem Künstlerporträt »Werner Herzog – Radical Dreamer« von Thomas von Steinaecker, das am 27. Oktober in den Kinos anläuft. »Mein Leben hat einen Sinn, wenn ich eine Geschichte erzähle, von der ich weiß, dass sie tief in uns schlummert«, resümiert der Filmemacher in der Doku. Und stolz verweist er auf sein unermüdliches Schaffen. Er habe drei Filme in nur einem Jahr gemacht, und im Jahr zuvor, als man coronabedingt nicht viel reisen konnte, einen Spielfilm gedreht und zwei Bücher geschrieben.
Herzog, der am 5. September 80 Jahre alt wird, ist um seinen Geburtstag herum gleich auf zwei Filmfestivals unterwegs, wie sein Sprecher der dpa mitteilte. Erst in Telluride (US-Staat Colorado), dann beim Filmfest im kanadischen Toronto. Dort stellt er seine neue Dokumentation »Theatre of Thought« über die moderne Hirnforschung vor. 352 Seiten lang sind seine Ende August erschienenen Memoiren »Jeder für sich und Gott gegen alle«. Seine Lebensgeschichte liefert auch reichlich Material für die laufende Ausstellung in der Berliner Kinemathek mit rund 250 Exponaten, darunter viele Archivbilder, aber auch Videomaterial und persönliche Schreiben.
Das US-amerikanische Wochenmagazin Time wählte Herzog 2009 unter die 100 einflussreichsten Personen der Welt. Im selben Jahr wurde seine Antarktisdokumentation »Encounters at the End of the World« für einen Oscar nominiert. Doch er tritt auch vor die Kamera. Mehrere Male hatte er eine Stimmgastrolle in der Zeichentrickserie »Die Simpsons«. In der »Star Wars«-Serie »The Mandalorian« spielte er 2020 das Böse schlechthin.
Der 1942 unter dem Namen Werner Stipetić als Sohn einer kroatischen Mutter und eines deutschen Vaters in München geborene Herzog wuchs in einem Bergdorf an der Grenze zu Österreich auf. Er studierte Geschichte und Literatur, das Filmhandwerk brachte er sich selbst bei. Mit knapp 20 Jahren drehte er 1961 seinen ersten Kurzfilm. In »Herakles« beobachtete er Bodybuilder, die vor der Kamera posieren. Vier Jahre später, bei der Berlinale 1968, holte er mit »Lebenszeichen« den Silbernen Bären für den besten Erstlingsfilm.
Mit seiner dritten Frau, der Fotografin Lena Herzog, lebt der Wahlkalifornier seit den 1990er Jahren in Los Angeles. Er sei gerne an einem Ort, wo man das Gefühl habe, dass etwas passiert, sagt Herzog. »Hier redet man nicht nur, sondern macht einfach.« Einen ganz besonderen Reiseort hat der ewige Weltenbummler noch vor Augen. »Ich würde gern ins All«, erzählt der dreifache Vater im Dokuinterview. »Ich bin dafür, den Weltraum filmisch zu erforschen«. (dpa/jW)
Ähnliche:
- 10.02.2022
Die Macht des Faktischen
- 22.10.2021
Kurdistan an sieben Tagen
- 18.09.2020
Zerplatzte Illusionen
Regio:
Mehr aus: Feuilleton
-
Schläge mit dem Schwanz
vom 05.09.2022 -
Zeit zu gehen
vom 05.09.2022 -
Die Knochen von Cary Grant
vom 05.09.2022 -
Wie eingetaucht ins Grau
vom 05.09.2022 -
Nachschlag: Die Tabakspfeife
vom 05.09.2022 -
Vorschlag
vom 05.09.2022 -
Veranstaltungen
vom 05.09.2022