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Aus: Ausgabe vom 13.09.2022, Seite 10 / Feuilleton
Documenta 15

Es geht weiter

Das von den Documenta-Gesellschaftern eingesetzte Expertengremium zur Aufarbeitung der Antisemitismusvorwürfe gegen die Weltkunstschau in Kassel fordert, die von ihnen als propalästinensisch bezeichneten Propagandafilme auf der Ausstellung nicht mehr zu zeigen. Aus Sicht der Experten sei es die dringlichste Aufgabe, die Vorführung eines Beitrags des Kollektivs Subversive Film zu stoppen, heißt es in einer am Samstag veröffentlichten ersten Einschätzung des Beirates. Zuvor hatten verschiedene Medien über das Thema berichtet.

Hoch problematisch an dem Werk »Tokyo Reels Film Festival« seien nicht nur »die mit antisemitischen und antizionistischen Versatzstücken versehenen Filmdokumente, sondern die zwischen den Filmen eingefügten Kommentare der Künstler, in denen sie den Israel-Hass und die Glorifizierung von Terrorismus des Quellmaterials durch ihre unkritische Diskussion legitimieren«, teilte das Gremium auf der Internetseite der Documenta gGmbH mit. Das Material, eine Kompilation von propalästinensischen Propagandafilmen aus den 1960er bis 1980er Jahren, werde nicht kritisch reflektiert, »sondern als vermeintlich objektiver Tatsachenbericht affirmiert«. Dadurch stellten die Filme in ihrer potentiell aufhetzenden Wirkung eine größere Gefahr dar als das bereits entfernte Werk »People's Justice«.

Eine eventuelle Wiederaufnahme der Vorführungen der Filme sei nur denkbar, »wenn diese in einer Form kontextualisiert würden, die ihren Propagandacharakter verdeutlicht, ihre antisemitischen Elemente klar benennt und historische Fehldarstellungen korrigiert«.

In einer zweiten Erklärung wirft ein Teil des Beirates der künstlerischen Leitung der Documenta 15 dem indonesischen Kuratorenkollektiv Ruangrupa kuratorische Unausgewogenheit vor. Nahezu alle Werke, die sich mit dem arabisch-israelischen Konflikt beschäftigten, brächten »einseitig kritische« bis »dezidiert israelfeindliche Haltungen« zum Ausdruck. Diese Erklärung trägt die Unterschrift von fünf der sieben Mitglieder des Gremiums.

Die Documenta 15 wird schon seit Monaten von Antisemitismusvorwürfen begleitet. Mehrere Werke wurden als antisemitisch kritisiert. Das Banner »People’s Justice« des indonesischen Kunstkollektivs Taring Padi wurde wegen judenfeindlicher Darstellungen abgebaut. Angesichts der Vorwürfe hatten die Gesellschafter, die Stadt Kassel und das Land Hessen ein Expertengremium aus sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern benannt, das die Weltkunstschau in den kommenden Monaten fachwissenschaftlich begleiten soll. (dpa/jW)

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