Wasser zu Wasser
Die Performancekünstlerin Florentina Holzinger hat sich für die Spielzeiteröffnung der Berliner Volksbühne mit feuchten Sagengestalten auseinandergesetzt und sich an einer »physischen Studie zur Psychologie des Wassers im 21. Jahrhundert« versucht. Für die Uraufführung ihres Stücks »Ophelia’s Got Talent« am Donnerstag wurde für die Tänzerinnen ein Wasserbecken im Bühnenboden eingelassen, auch wurden für sie zwei Aquarien aufgebaut. Holzingers Inszenierung beginnt mit einer Talentshow, die von Captain Hook moderiert wird. Bevor man den Theatersaal betritt, hängt an der Wand eine Triggerwarnung. Darauf wird vor Blut, Nadeln, selbstverletzenden Handlungen, Stroboskoplicht sowie der Beschreibung von körperlicher und sexualisierter Gewalt gewarnt. Weiblichkeit sei ikonographisch oft mit Wasser in Verbindung gebracht worden, heißt es in der Ankündigung zum Stück. »Und mit dem Tod: Stehend am wellenlosen Teich, ist es synonym für die Domestizierung der weiblichen Subjektivität, Schaum auf dem Meer das Ergebnis ihrer Auflösung, ein Fischschwanz das Bild ihrer aberkannten Sexualität.«
Im Laufe der rund zweieinhalb Stunden taucht ein ejakulierender Helikopter auf, es werden Schwerter und eine Kamera geschluckt, Franz Schuberts »Die Forelle« und die Geschichte der Leda aus Ovids »Metamophosen« thematisiert. Es geht um Vergewaltigung und Magersucht, Selbstliebe und Sehnsucht nach Selbstzerstörung. »Wer durchschaut alle billigen Theatertricks?« heißt es an einer Stelle. Die Volksbühne bleibt sich doch treu. (dpa/jW)
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