Nah am Leben
Loretta Lynn, die große alte Dame der Country-Musik, ist tot. Die US-Musikerin sei im Alter von 90 Jahren im US-Bundesstaat Tennessee gestorben, teilte ihre Familie am Dienstag mit. Geboren wurde Lynn 1932 als Loretta Webb in Butcher Hollow, Kentucky, als Tochter eines Bergarbeiters – was ihr den Beinamen »Coal Miner’s Daughter« einbrachte. Sie trug ihn mit Stolz und verwertete ihn u. a.in dem Titelstück ihres Albums von 1970. Er wurde auch Titel eines lose auf ihrer Biographie beruhenden Spielfilms mit Sissy Spacek als Lynn. Als Teenager lernte Webb ihren Ehemann kennen, den Countrymusiker Oliver »Doolittle« Lynn (1926–1996), der auch ihr Manager wurde. Die sechsfache Mutter brachte seit den frühen 60ern dutzende Alben heraus, etliche standen an der Spitze der Charts, allein in den USA verkaufte sie mehr als vier Millionen.
Politisch zeigte sich die Südstaatlerin dem Klischee entsprechend bibelfest-reaktionär und warb für die Präsidenten George W. Bush und Donald Trump. Das hielt Lynn nicht davon ab, auch über die Ausgrenzung geschiedener Frauen oder Promiskuität (»Rated ›X‹« auf dem 73er Album »Entertainer of the Year«) , die befreienden Folgen der Pille (»The Pill« auf dem 75er Album »Back To The Country«) oder die Trauer über sinnlos Gefallene zu singen. »Die Lieder waren immer nah am Leben«, sagte sie einmal.
Nach Einschätzung des Musikmagazins Rolling Stone ebnete Lynns Karriere den Weg für jüngere Künstlerinnen wie Miranda Lambert oder Taylor Swift. »Ich habe über meinen Herzschmerz geschrieben, ich habe über alles geschrieben«, sagte sie der New York Times. »Aber wenn man die Songs hört, lächelt man einfach.« (dpa/jW)
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