Was fürs Herz
Was will man erwarten, wenn die Stadt München mit der örtlichen Dependance des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels einen Literaturpreis vergibt? Natürlich etwas, »das von geistiger Unabhängigkeit zeugt und geeignet ist, (…) dem gegenwärtigen Verantwortungsbewusstsein wichtige Impulse zu geben«. Ein Zeitgeistpreis also, einer fürs gute liberale Gewissen. Weshalb er heuer selbstverständlich in die Ukraine geht, an den russischsprachigen Schriftsteller Andrej Kurkow für sein »Tagebuch einer Invasion«. Es sei eine »eindringliche Chronik« und »kritische Reflexion einer politischen und zivilisatorischen Katastrophe«, erklärte die Jury am Mittwoch. Wer noch mehr von dem Futter will, an dem momentan wahrlich kein Mangel herrscht, es gibt ein Prequel: Schon 2014 schimpfe Kurkow in seinen »Aufzeichnungen aus dem Herzen des Protests« wider seinen Angstgegner Putin. Nur ein bisschen frech, dass das in München als Ausweis »geistiger Unabhängigkeit« gilt. (pm)
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