813 Abos? Nicht schlecht! Schaffen wir die 1000!
Von Verlag und RedaktionDie 34 neuen Print- und Internetabos und Umsteiger in dieser Woche sind zwar nicht schlecht, aber um unser Ziel, 1 000 Abos bis zum 28. März 2004 zu erreichen, müßten wir in den zwei verbleibenden Wochen jeweils 94 Abos bzw. Umsteiger einwerben. Das ist nur noch zu schaffen, wenn wir unsere Werbestrategie dramatisch umstellen.
Denn Verkaufsstrategien sollten Veränderungen im gesellschaftlichen Umfeld konsequent berücksichtigen. Beispielsweise den Umstand, daß die Militarisierung des Alltags und der Politik seit Monaten voranschreitet: Unter der Parole Antiterror werden national und international militärische Strukturen aufgeblasen. Der deutsche Kanzler rühmt sich, speziell den deutschen Militarismus enttabuisiert zu haben. Der deutsche Kriegsminister will deutsche Freiheit künftig nicht nur am Hindukusch, sondern allüberall auf der Welt verteidigen. Die Leipziger Buchmesse reagiert auf diese Entwicklung: Der größte Aussteller auf der am übernächsten Donnerstag beginnenden Messe muß die Bundeswehr sein. Im Trend ist auch der Umstand, daß an ihrem Stand nicht für Bücher geworben wird. Statt dessen werden die Besucher spielerisch daran gewöhnt, daß die deutsche Freiheit sogar schon durch Hungeraufstände von Indios in Lateinamerika bedroht wird. Konsequenterweise zettelten der Stamokap-Kanzler und sein Steineschmeißer-Außenminister ein paar Monate zuvor einen diplomatischen Kleinkrieg gegen die Buchmesse in Havanna an – weil da Bücher ausgestellt wurden und keine Verbesserung der Menschenrechtsfrage eingetreten sei. Und mittlerweile treten selbst deutsche Demokratische Sozialisten für Waffengänge der sogenannten internationalen Gemeinschaft ein. Uns hat man jahrelang vorgeworfen, unser Auftreten sei falsch, weil wir sowieso immer nur dagegen seien. Offensichtlich haben wir uns zu lange der natürlichen Kraft militärischer Mittel verweigert, zumal diese ja nicht immer so kostenintensiv sein müssen – verfügen doch selbst wir mit dem Befehl über eines der einfachsten, billigsten und effektivsten!
Wohlan, verlegen wir uns also nicht weiter aufs Umabobitten und Dagegensein. Machen wir einfach mit: Ein kurzer, satter Abowochenbefehl trifft künftig den Ton der Zeit, der ein Nachdenken nicht nur nicht einfordert, sondern geradezu ausschließt, und siehe da, die Aboquelle sprudelt frisch und in ungeahnter Stärke. Und auf unserem Stand während der Leipziger Buchmesse verzichten wir auf die Ausstellung von sowieso überflüssigen Büchern und linken Parolen, statt dessen machen wir ein Koppelgschäft mit der Bundeswehr: Wer sich auf der Buchmesse rekrutieren läßt, erhält ein Jahresabo der jungen Welt. Allerdings sind bis dahin noch einige Korrekturen am inhaltlichen Profil der jungen Welt vorzunehmen. Kurzum, der Wochenbefehl lautet: »Sofort abonnieren!«
Plan B: Vielleicht bleiben wir aber auch im Profil und in der Werbestrategie Antikriegstageszeitung. Warten wir noch – sagen wir mal – diese eine Woche ab. Falls uns in dieser Zeit ausreichend neue Printabos, Internetabos, Geschenkabos und Umsteiger auf eine höhere Preisklasse erreichen, werden wir statt dessen in Leipzig Antikriegsaktionen anzetteln, auf der Buchmesse bei einem Moijito-Umtrunk öffentlich von der wunderbaren Buchmesse in Havanna schwärmen, vor allem aber auch weiterhin eine antikapitalistische, antimilitaristische und internationalistische Tageszeitung ins Rennen schicken.
Eigentlich kann jetzt nichts mehr schief gehen: Im Kopf Kurzgestrickte kommen mit ihrer Lektüre bestenfalls bis zur Ausgabe des Wochenbefehls. Also wird abonniert. Alle anderen machen ihre geheimen Pläne endlich wahr und abonnieren (oder steigen um), weil sie die junge Welt mit ihrem unverwechselbaren Inhalt erhalten wollen. Das Ergebnis: Ein neuer Wochenrekord. Und damit setzen wir natürlich so oder so Plan B um. Allerdings: Verlassen Sie sich nicht darauf. Glauben Sie ja nicht, daß Ihr konkretes Handeln überflüssig sei. Und lassen Sie uns bitte gerade in diesen Fragen nicht im Stich.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!