Mehr Auflage, höhere Preise
Von Dietmar KoschmiederLiebe Leserinnen und Leser,
die Tageszeitung junge Welt erfreut sich wachsender Beliebtheit. Nicht nur am Kiosk steigen die Verkäufe (trotz der Probleme mit dem zweiten Druckstandort, siehe jW vom 29.10.2022), auch der Bestand der bezahlten Print- und Onlineabonnements wächst. Und mit der Zunahme von Reichweite und Bekanntheit der Zeitung spricht sich ihr außergewöhnliches journalistisches Angebot herum und ebenso die Möglichkeit, über eine Mitgliedschaft in der jW-Genossenschaft Miteigentümer und -herausgeber der Zeitung zu werden. All diese Faktoren führen zu wachsenden ökonomischen Spielräumen für die jW – die allerdings auch dringend gebraucht werden.
Schon in diesem und auch den vergangenen zwei Jahren stiegen die Kosten für Herstellung und Distribution der Zeitung dramatisch. Was allerdings im kommenden Jahr auf uns zukommt, übertrifft alles bisher Dagewesene. Für Druck und Papier wird die Teuerung auf jeden Fall im gehobenen zweistelligen Prozentbereich liegen, genauer lässt sich das heute noch nicht fixieren, weil unklar ist, woher und zu welchem Preis künftig Papier zu beziehen ist. Das günstige und gute Material aus Russland wird es aus bekannten Gründen nicht mehr sein. Aber auch für die Distribution, also Transport und Zustellung der Zeitung über Spedition, Zustelldienste und Deutsche Post, ist schon heute abzusehen, dass im Schnitt etwa 25 Prozent mehr zu bezahlen sein werden. Auch bei allen anderen Kostenstellen ist erhöhter Aufwand einzuplanen. Für die junge Welt kommt noch hinzu, dass sie einen äußerst kostspieligen Prozess gegen die Bundesrepublik Deutschland führt, der über mehrere Instanzen gehen wird. Wir wollen und dürfen uns nicht kampflos von Geheimdiensten »den Nährboden« für unabhängigen und dadurch erfolgreichen Journalismus »entziehen« lassen. Obwohl die erste Verfahrensstufe noch nicht abgeschlossen ist, sind bereits Kosten in Höhe von 60.000 Euro angefallen (Hintergründe dazu unter jungewelt.de/keinmarxistillegal).
Der Verlag 8. Mai hat deshalb beschlossen, zum 1. Dezember 2022 die Preise für Abonnements und Einzelverkauf der jW anzuheben. Weil wir unsere vorhandenen Kunden aber so wenig wie möglich belasten (und neuen den Einstieg nicht unnötig erschweren) wollen, fallen die Erhöhungen moderat aus. Das bedeutet, sie allein werden nicht ausreichen, um die wachsenden Kosten im kommenden Jahr zu decken. Zunächst wird die junge Welt im Einzelhandel ab dem 1. Dezember von montags bis freitags statt bisher für 1,90 Euro künftig für zwei Euro zu erhalten sein (und die Wochenendausgabe für 2,50 Euro statt bisher 2,30 Euro). Das Printnormalabo kostet dann 6,3 Prozent mehr, also statt 45,90 Euro in Zukunft 48,80 Euro. Der Monatspreis für das Soliabo steigt auf 61,80 Euro (plus 6,7 Prozent) und für das Sozialabo auf 32,80 Euro (plus 2,8 Prozent). Das Wochenendabo steigt um sechs Prozent von 14,90 Euro auf 15,80 Euro, das Mittwoch-/Wochenendabo um 4,1 Prozent. Im Onlinebereich steigt das Normalabo von 21,90 Euro auf 23,80 Euro, also um 8,7 Prozent. Das Soliabo kostet künftig 33,80 Euro (plus 13 Prozent) und das Sozialabo 15,80 Euro (plus sechs Prozent). Der Preis für die zusätzlichen Onlineabos für Printabonnenten steigt um 0,20 Euro.
Mit diesen neuen Preisen liegen wir noch immer deutlich unter denen aller anderen überregionalen Tageszeitungen – und bei diesen stehen noch dramatischere Preiserhöhungen an. Denn sie müssen damit nicht nur die enorme Kostenentwicklung auffangen, sondern zusätzlich oft auch noch den Rückgang der Abo- und Kioskverkäufe. Unser Verlag geht hingegen davon aus, dass wir den größeren Teil der Kostenentwicklung durch ein weiteres Anwachsen der verkauften jW-Auflage finanzieren können. Zudem hoffen wir, dass wie bisher den enormen Prozesskosten ein hohes Spendenaufkommen gegenüberstehen wird.
Liebe Leserinnen und Leser, leider können wir Ihnen diese Preiserhöhung nicht ersparen. Wir haben auch diesmal wieder diejenigen, die auf ermäßigte Abopreise angewiesen sind, am meisten geschont. Unsere Leserinnen und Leser gehen sehr fair mit dieser Möglichkeit um: Falls Sie sich die erhöhten Preise nicht leisten können, steigen Sie auf eine niedrigere Preisklasse um. Wir möchten aber auch all jene, die es sich leisten können, bitten: Wechseln Sie in eine höhere Preisklasse, damit wir unser sozial ausgewogenes Angebot möglichst lange erhalten können.
Für Fragen steht Ihnen unser Aboservice telefonisch (0 30/53 63 55 80/-81, montags bis donnerstags von 9 bis 18 Uhr, freitags von 9 bis 17 Uhr) oder per E-Mail unter abo@jungewelt.de zur Verfügung.
Bitte weisen Sie Freunde und Bekannte auf diese Möglichkeiten hin und helfen Sie uns auch weiterhin, die junge Welt bekannt zu machen und Reichweite wie Abobestände zu erhöhen. Damit wir gerade in diesen verwirrenden Zeiten mit einer gut gemachten Zeitung jeden Tag der Vernunft eine Bresche schlagen können.
Solidarität jetzt!
Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.
In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.
Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!