IGM-Pilotabschluss: Lob von Volkswirten
Frankfurt am Main. Auf den Pilotabschluss für die deutsche Metall- und Elektroindustrie haben Wirtschaftsforscher unterschiedlich reagiert. Clemens Fuest vom kapitalnahen Münchner Ifo-Institut etwa sagte am Freitag, durch den Abschluss seien längere Streiks abgewendet worden, »welche die aktuelle Krise sonst verschärft hätten«. Die Lohnerhöhungen von gut vier Prozent pro Jahr würden »keine Lohn-Preis-Spirale auslösen«. Die steuer- und abgabenfreie Einmalzahlung von 3.000 Euro sorge dafür, »dass die verfügbaren Einkommen trotzdem spürbar steigen«. Angesichts der »hohen Unsicherheit« sei dies sinnvoller, als allein auf dauerhafte Lohnerhöhungen zu setzen. Wegen des moderaten Tarifabschlusses müsse sich die Europäische Zentralbank nicht beunruhigen, sagte Dirk Schumacher von der französischen Investmentbank Natixis in Frankfurt am Main.
Auch der Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, zeigte sich in den Funke-Zeitungen (Sonnabend) zufrieden, dass die Lohnsteigerung »deutlich unter der Inflation von sieben bis zehn Prozent liegen wird«. Der Tarifabschluss sei ein »kluger Kompromiss« und beinhalte eine »erstaunlich moderate Lohnsteigerung«. »Somit erfahren Beschäftigte einen deutlichen Rückgang ihrer Reallöhne und damit ihrer Kaufkraft«, erklärte der Wirtschaftsforscher. Die Gefahr von zu geringen Lohnsteigerungen, damit von »einem starken Einbruch des Konsums und (einer) tieferen Rezession« sei größer als die Gefahr von »zu starken« Erhöhungen, die »Unternehmen in Schieflage bringen könnten«, erklärte Fratzscher. (dpa/AFP/jW)
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