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Aus: Ausgabe vom 30.12.2022, Seite 10 / Feuilleton
Documenta 15

Gemeinsam lernen

Drei Monate nach dem Ende der Documenta 15 in Kassel ziehen zwei Mitglieder des indonesischen Künstlerkollektivs Ruangrupa eine überwiegend positive Bilanz. »Dass in der Öffentlichkeit vor allem über Antisemitismus gestritten wurde, ist nichts, was ich bedaure – es ist wichtig!« sagte Reza Afisina im Interview der Wochenzeitung Die Zeit. Sein Kollege Iswanto Hartono ergänzte: »Wenn ich etwas bedauere, dann nicht für uns, sondern für die Deutschen. Es ist schade, dass für sie viele andere Themen der Documenta in den Hintergrund geraten sind.«

Kurz nach der Eröffnung der von Ruangrupa kuratierten Documenta war eine Arbeit mit antisemitischer Bildsprache entdeckt worden. Das Banner »People’s Justice« des indonesischen Kunstkollektivs Taring Padi wurde daraufhin abgehängt. Später lösten weitere als antisemitisch interpretierte Kunstwerke scharfe Kritik und Forderungen nach einem Abbruch der Schau aus.

Afisina und Hartono haben im Oktober eine Gastprofessur an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg angetreten. Die Auffassung, die Indonesier seien nicht genug vorbereitet gewesen auf deutsche Geschichte und die daraus resultierenden Debatten, teilen die beiden nicht. »Das Ziel kann nicht sein, dass wir beigebracht bekommen, Rücksicht auf Antisemitismus als ein spezifisch deutsches Problem zu nehmen, sondern dass wir gemeinsam lernen, Antisemitismus als globales Problem zu erkennen. Wir haben jetzt verstanden, dass wir uns mit der Geschichte des Antisemitismus in der Welt und auch in Indonesien befassen müssen«, sagte Afisina.

Hartono ergänzte, es machte keinen Sinn, Kuratoren aus dem Ausland einzuladen und ihnen dann erst mal zu erklären, was gehe und was nicht. »Wenn Sie auf der Documenta nur die deutsche Perspektive haben wollen, brauchen Sie keine internationalen Kuratoren zu holen. Laden Sie einfach Deutsche ein: deutsche Kuratoren, deutsche Künstler, keine Probleme, keine Diskussion. Aber wenn Sie ein internationales Format wollen, dann müssen wir diskutieren.« (dpa/jW)

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