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Aus: Ausgabe vom 19.01.2023, Seite 15 / Medien

Grobe Fehler in der FAZ

Von Gerrit Hoekman

Frankfurt am Main. Am 4. Januar beschäftigte sich der FAZ-Redakteur Thomas Thiel im Feuilleton mit einer Studie der Rechtswissenschaftler Wolfgang Bock und Andrew Tucker. Dabei verbreitete und übernahm Thiel völlig unkritisch die überwiegend hanebüchenen Thesen der Autoren. Einige Kostproben: Die Palästinenser hätten »an der friedlichen Lösung des Konflikts noch nie ernsthaftes Interesse gezeigt«. Bereits direkt nach dem Sechstagekrieg 1967 sei Israel bereit gewesen, »das in einem Verteidigungskrieg gegen die Palästinenser eroberte Westjordanland zu räumen«.

Diese Erzählung ist in manchen Kreisen zwar weit verbreitet, bleibt aber dennoch ein Märchen. Das musste die Redaktion der FAZ eingestehen, als sie am 8. Januar eine Korrektur veröffentlichte. Studie und Artikel würden »eine erhebliche Zahl sachlicher Fehler« enthalten. Israel sei nach dem Sechstagekrieg 1967 nicht bereit gewesen, das Westjordanland zu räumen. »Es gab Angebote wie die Zurückgabe der Golanhöhen und des Sinais, sofern Syrien und Ägypten Frieden mit Israel schließen würden«, so die FAZ. »Ein vollständiger Abzug aus dem Westjordanland war nicht Regierungslinie.«

Der Sechstagekrieg sei auch kein »Verteidigungskrieg« gewesen, schon gar nicht gegen die Palästinenser, die überhaupt keine Kriegspartei waren. Israel hatte Ägypten bekanntlich überraschend angegriffen. »Die Forschung spricht allenfalls von einem Präventivkrieg aufgrund aggressiver Schritte Ägyptens.« Außerdem sei die Behauptung falsch, dass die palästinensische Führung bis heute Verhandlungen mit Israel ablehne und keine territorialen Kompromisse akzeptiere, weil das ganze Land den Palästinensern gehört. Auch sei der Gazastreifen nicht seit 2007 frei, sondern werde bis heute von Israel und Ägypten abgeriegelt, korrigierte die FAZ.

Ferner stimme es laut FAZ nicht, »dass ›privater arabischer Besitz‹ von den ›jüdischen Siedlungen unberührt‹ bleibe. Die Enteignung und Besiedlung privaten palästinensischen Landes ist vielmehr Hauptkonfliktpunkt im Westjordanland«, so die FAZ.

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