75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Donnerstag, 21. November 2024, Nr. 272
Die junge Welt wird von 2993 GenossInnen herausgegeben
75 Ausgaben junge Welt für 75 € 75 Ausgaben junge Welt für 75 €
75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Aus: Ausgabe vom 08.02.2023, Seite 10 / Feuilleton
Kunst

28 von 37

Das Amsterdamer Rijksmuseum zeigt die größte Vermeer-Ausstellung aller Zeiten: Noch nie zuvor waren gleichzeitig so viele Gemälde des holländischen Meisters Johannes Vermeer (1632–1675) zu sehen. 28 der wahrscheinlich noch existierenden 37 Gemälde zeigt das Museum von Freitag an bis zum 4. Juni. Sie stammen aus Sammlungen und Museen aus sieben Ländern. Museen in Berlin, Dresden und Frankfurt stellten fünf Werke zur Verfügung.

Im Vorverkauf wurden bereits rund 200.000 Eintrittskarten für die Vermeer-Ausstellung verkauft. Viele Gemälde sind so kostbar, dass sie kaum ausgeliehen werden. »Dies ist jetzt oder nie«, sagte der Direktor des Museums, Taco Dibbits, am Dienstag bei der Präsentation in Amsterdam. Vermeer ist weltberühmt für seine stillen Szenen in Innenräumen. Dabei zeigt er sich als Meister im Einsatz von Farben und der Darstellung von Licht und Schatten. »Der Eindruck, den diese Gemälde machen, ist unvergleichlich«, sagte Dibbits. Der Maler schaffe eine Intimität, »die die Zeit stehenbleiben lässt.«

Vermeer zeigt intime stille Momente mit jungen Frauen. Sie haben etwas in der Hand. Eine Kette, ein Instrument, einen Brief. Es sind elegante, sinnliche Szenen. Vermeer macht aus dem Betrachter einen Voyeur, der halb versteckt hinter einem Vorhang etwas beobachtet, was gar nicht für seine Augen bestimmt ist. Und der Maler scheint eine Geschichte zu erzählen. Nur welche? Wer unterbricht da die Musikstunde? Was steht in dem Liebesbrief?

Neue Untersuchungen ergaben auch, wie Vermeer an den Bildern feilte. Bei der »Dienstmagd mit Milchkrug« (etwa 1659) etwa übermalte er ein Regal im Hintergrund, es lenkte zu sehr ab. Jetzt erscheint die Szene wie ein Stilleben. Im Zentrum steht das Mädchen, das tief in sich versunken Milch aus einem Krug in eine Schale gießt. Das intensive Blau der Schürze zieht den Betrachter in seinen Bann und lässt ihn nicht mehr los.

Das Museum zeigt die meist kleinformatigen Gemälde des Malers aus Delft in elf dekorierten Sälen. Die Werke wurden so großzügig voneinander entfernt gehängt, dass auch große Mengen Besucher sie in Ruhe betrachten können. Zu sehen sind unter anderem »Das Mädchen mit dem Perlenohrring«, »Dienstmagd mit Milchkrug«, »Die Spitzenklöpplerin«, »Brieflesendes Mädchen am offenen Fenster« und »Frau mit Waage«. Zum ersten Mal wurden auch alle drei Vermeer-Gemälde aus der Frick-Sammlung in New York ausgeliehen. (dpa/jW)

Ähnliche:

Regio:

Mehr aus: Feuilleton