75 Ausgaben junge Welt für 75 €
Gegründet 1947 Sa. / So., 23. / 24. November 2024, Nr. 274
Die junge Welt wird von 2993 GenossInnen herausgegeben
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Aus: Ausgabe vom 11.02.2023, Seite 16 / Aktion
76 Jahre junge Welt

Bitte keine Blumen!

Zum 76. Geburtstag wünscht sich die junge Welt neue Abonnentinnen und Abonnenten
Von Verlag, Redaktion und Genossenschaft
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Danke für 40 Jahre Frieden: Matrosen von Baltischer Rotbannerflotte und Volksmarine mit Junge Welt

Sechsundsiebzig Jahre sind ein stolzes Alter – für eine Zeitung. Noch dazu und gerade, wenn sie über eine Geschichte wie die der jungen Welt verfügt: Am 12. Februar 1947, als das Land nach Faschismus und Weltkrieg in Trümmern lag, wurde sie in der sowjetisch besetzten Zone (SBZ) gegründet. Deutschland war noch nicht geteilt, aber in der westlichen Bizone wurden die alten Nazis bereits rehabilitiert und erneut gegen die Sowjetunion in Stellung gebracht. Im Osten hingegen machten sich Sowjetsoldaten und deutsche Antifaschisten an eine Änderung der Verhältnisse; 1949, mit Gründung der DDR, hatte die – damals mit großem »J« geschriebene – Junge Welt ihren Staat: dem Frieden und der Ausrottung des Nazismus mit all seinen Wurzeln verpflichtet. Als Zentralorgan der Freien Deutschen Jugend (FDJ) wird die spätere Tageszeitung mit den Jahren zum (inoffiziell) auflagenstärksten Medium des Landes. Die Junge Welt begleitet mehrere Generationen Jugendlicher und wird auch von den Älteren gerne gelesen. Dabei ist sie immer ein politisch entschiedenes Blatt geblieben: sei es in der Solidarität mit dem sozialistischen Kuba, dem Kampf um die Freilassung der US-amerikanischen Kommunistin und Bürgerrechtlerin Angela Davis oder der Aufklärung über den faschistischen Putsch der Generäle in Chile, der sich 2023 zum fünfzigsten Mal jährt.

Mit dem Untergang der DDR und des Sozialismus auf deutschem Boden hätte auch das Ende der JW einhergehen können. Dass es anders kam und die heutige junge Welt eines der wenigen auch im Westen der BRD erfolgreichen »Ostprodukte« geworden ist, verdankt sie dem Engagement ihrer Leserinnen und Leser, Mitarbeiter und Redakteure, die das Blatt nach einer Privatisierung vor den Konkursgelüsten der neuen Eigentümer retten konnten. Seit 1997 wird die jW von der Genossenschaft LPG herausgegeben. Dies ist der Garant für unsere weltanschauliche und politische Unabhängigkeit: unser solides Fundament aus momentan 2.701 Mitherausgeberinnen und Mitherausgebern – unseren Genossenschaftern.

Mit dem Ende des europäischen Sozialismus und der DDR ist auch eine historisch einmalige Zeit jahrzehntelangen Friedens auf dem Kontinent beendet worden. Unmittelbar nach dem Anschluss der DDR hat sich die BRD wieder zum kriegführenden Land entwickelt – seit dem Überfall auf Jugoslawien ist Europa erneut Kriegsschauplatz. Das war ein Vierteljahrhundert vor Beginn des ­Ukraine-Konfliktes, der laut bürgerlicher Medien »der erste Krieg in Europa nach Ende des Zweiten Weltkrieges« sein soll. Unsere Leser wissen es besser. Die junge Welt hat damals gegen die großdeutschen Eroberungsphantasien angeschrieben und auch die folgenden tödlichen »humanitären Interventionen« der westlichen Militärallianz entsprechend eingeordnet.

Dass eine solche Zeitung gebraucht und nachgefragt wird, beweisen unsere steigenden Einzelverkaufs- und Abonnentenzahlen. Warum das so ist, kann täglich nachgelesen werden. Nur ein Beispiel: Mit der Zerstörung der Ostseepipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 hat sich der Ukraine-Konflikt ganz offensichtlich zum Stellvertreterkrieg des Westens gegen Russland entwickelt. Der US-Journalist Seymour Hersh hat jüngst die Hintergründe dieses terroristischen Aktes nachgezeichnet und bei seinen Recherchen herausgearbeitet, dass eine US-Eliteeinheit in Zusammenarbeit mit Norwegen für das Attentat verantwortlich ist. Den kriegsbesoffenen deutschen Elitejournalisten passt das natürlich nicht, und das liest sich dann – wie bei spiegel.de am 9. Februar – so: »Der umstrittene US-Journalist Seymour Hersh schreibt in einem schwach belegten Blogbeitrag, die USA hätten die Nord-Stream-Pipelines gesprengt. Die russische Propaganda nutzt die Behauptung bereits für ihre Zwecke«. Noch vor dem ersten Zitat wird mit dem Holzhammer klargemacht, wie die Angelegenheit einzuordnen ist. Ein Paradebeispiel dafür, wie Journalismus nicht sein sollte: faktenschwach und meinungsstark. Die junge Welt geht anders an die Sache heran – und veröffentlicht den Artikel des Son-My- und Abu-Ghraib-Enthüllers in deutscher Übersetzung (jW-Online-Extra vom 9. Februar 2023, »Wie die USA Nord Stream ausschalteten«; als Zweiteiler auf den jW-Themaseiten vom 11./12. und 13. Februar 2023). Intelligente Menschen brauchen kein NATO-Framing – sie brauchen unbestechliche Informationen, um die Dinge einordnen und das Weltgeschehen begreifen zu können.

76 Jahre Kampf für den Frieden – darauf können wir uns nicht ausruhen. Zu unserem Geburtstag an diesem Sonntag wünschen wir uns statt Blumen neue Leserinnen und Leser. Denn es gibt immer noch eine Menge Menschen in diesem Land, die die Zeitung nicht kennen – und daher auch nicht wissen, was sie verpassen: ein tägliches Gegenmittel zur gleichgeschalteten Kriegspropaganda.

Wir danken allen Leserinnen und Lesern, dass sie eine Zeitung wie die junge Welt erst möglich machen. Und wir bitten Sie darum, die jW noch bekannter zu machen: Werben Sie ein Probeabo ein, machen Sie Kollegen und Freunde auf uns aufmerksam. Denn jede neue Leserin, jeder neue Abonnent sind ein Grund zum Feiern!

In wenigen Schritten zum Probeabo

Die junge Welt lässt sich kostenlos und vollkommen unverbindlich drei Wochen lang (zwei Wochen im europäischen Ausland) testen. Dafür füllen Sie bitte einfach einen der Coupons in der gedruckten jW-Ausgabe aus: Anschrift und Kontaktdaten genügen. Viel mehr müssen Sie auch beim Onlineformular unter jungewelt.de/probeabo nicht angeben, wenn Sie telefonisch unter +49 30/53 63 55-84 oder mit E-Mail an abo@jungewelt.de bestellen. Das Probeabo endet selbstverständlich automatisch.

Sie sind schon Abonnentin oder Abonnent und wollen ein Probeabo weiterempfehlen? Empfehlen Sie unsere Bestellmöglichkeiten über das Netz oder per Telefon. Als bessere Variante hat es sich aber erwiesen, Interessierten etwas in die Hand zu geben – also, auch hier einen der Coupons aus der gedruckten Zeitung zu nutzen. Am meisten ist uns geholfen, wenn wir die Bezieher des Abos im nachhinein anrufen können, um die Qualität der Zustellung und der Berichterstattung abzufragen.

Unsere Bitte: Prüfen Sie uns kritisch. Wir sollten uns mal ­kennenlernen!

Solidarität jetzt!

Das Verwaltungsgericht Berlin hat entschieden und die Klage des Verlags 8. Mai abgewiesen. Die Bundesregierung darf die Tageszeitung junge Welt in ihren jährlichen Verfassungsschutzberichten erwähnen und beobachten. Nun muss eine höhere Instanz entscheiden.

In unseren Augen ist das Urteil eine Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit in der Bundesrepublik. Aber auch umgekehrt wird Bürgerinnen und Bürgern erschwert, sich aus verschiedenen Quellen frei zu informieren.

Genau das aber ist unser Ziel: Aufklärung mit gut gemachtem Journalismus. Sie können das unterstützen. Darum: junge Welt abonnieren für die Pressefreiheit!

  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Torsten Andreas S. aus Berlin (11. Februar 2023 um 00:47 Uhr)
    Es stimmt: Ich bin zu faul. Mein Vater würde mir in den Popo … Darum werde ich endlich mit dem Verschenken loslegen! Eine Frage: jW wird bei EDEKA nicht mehr verkauft? Warum nicht? Schräger geht’s noch: Sie verkaufen den Wodka Moskowshaja nicht mehr, der zwar aus Westeuropa stammt, aber nach Anti-Selenskij klingt? Wodka Puschkin und Wodka Gorbatschow gibt es. Straßen mit diesen Namen aber in der Ukraine nicht mehr. Extrem schräg: Alle Gagarin-Straßen, -Häuser, -Plätze, -Schulen, -Kindergärten usw. wurden nach dem ersten ukrainischen Menschen, der ins All flog, umbenannt. Zwar kennt beinahe niemand dort seinen Namen, doch zum Glück haben diese Verbesserer darauf gewartet, dass Gagarins bester Freund gestorben war, ehe sie ihm und den beiden Familien diese Untat übergeholfen haben.

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