Keine Liebe
Die Kunsthalle Rostock widmet der Geschichte der DDR-Wochenkrippen eine Ausstellung und ein wissenschaftliches Symposium. Das teilte die Kunsthalle am Sonntag mit. Geht man nach der Ankündigung, dürfte es gruselig werden: Neben Fotos und Gegenständen aus Wochenkrippen soll auch ein tschechoslowakischer Film mit dem sprechenden Titel »Kinder ohne Liebe« (1963) gezeigt werden. Das System der Wochenkrippen in der DDR wurde in den 50er Jahren aufgebaut. Ab der sechsten Lebenswoche bis zum dritten Lebensjahr konnten die Kinder dort wochenweise inklusive der Nächte abgegeben werden. In den 60er Jahre wurden mehr als 36.000 Plätze angeboten. 1989 gab es noch 4.800 Plätze. »Hinter den Wochenkrippen stand ein übergeordnetes ökonomisches Interesse der DDR«, klagt Initiatorin und künstlerische Leiterin Sophie Linz: »Frauen sollten arbeiten können.« Was im heutigen Kapitalismus als emanzipative Errungenschaft gilt, dass auch Frauen ihre Arbeitskraft verkaufen dürfen, statt Heim und Herd zu hüten, scheint beim Aufbau des Sozialismus verwerflich gewesen zu sein. Ob es so spinnert wird, wie es sich liest, kann vom 4. März bis 1. Mai überprüft werden. (dpa/jW)
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